Deutsches Huhn hebt ab

Das deutsche Huhn hat sein Nationalbewusstsein und geichzeitig seine Individualität entdeckt. Ich bin ein deutsches Huhn, aber ich bin ich!, so gackert es auf dem Hof herum und steht kurz davor abzuheben, weil es das tägliche Ei verweigert hat.
Mein Ei gehört mir!, gackert es weiter und vergisst, dass es in einer Art Leibeigenschaft zum Bauern steht, der sogar über Leben und Tod entscheiden darf und das großschnäbelige Tier ohne Betäubung enthaupten kann, ohne gegen das Tierschutzgesetz zu verstoßen.
Vor die Individualität hat Marx erst mal die Befreiung aus der Sklaverei gesetzt. Da ist von Proletariern noch gar nicht die Rede; die leben nämlich in Legefabriken. Dort schaffen sie Mehrwert.
Das deutsche Huhn will sich abgrenzen vom holländischen Huhn, das von der Stange kommt und auf ihr landet, wenn es gebraten wird.
Das deutsche Huhn  will etwas Besonderes sein, es will wenigstens in Bodenhaltung leben und verwechselt das mit Bodenständigkeit. Es ist in höchstem Maße esoterisch interessiert, um sein Glück im Spirituellen zu finden: Im Eierlegen sieht es wenig Sinn. T'Ei Chi - davon hat es gehört, davon träumt es. Ommmmmmm. Omlett ist der Weg und das Ziel.
Und immer wieder dieser Drang abzuheben. Levitation. Das Ziel des Yogi. Dabei kann das Huhn in den seltensten Fällen noch fliegen. Und wenn, dann weiß es meistens nicht, wohin.
Deutsches Huhn, lege dein Ei, solange es warm ist!