Brillenträger und Mode

Früher hieß es "Brillenschlange", wenn Brillenschlange über den Schulhof ging.
Eine Brille zu tragen war verbunden mit Unsportlichkeit, Verkorkstheit, Verkopftsein und Abgetrenntsein vom Leiblichen.
Brillenträger durfte man nicht mal schlagen, weil sonst die Brille kaputt ging. Brillenträger hatten also nur geringen Freizeitwert, weil niemand dauerhaft auf Brillenträgern herumhacken wollte, da die natürlich nicht aggressiv wurden. Es war keine Steigerung möglich.
Eigentlich waren sie zu nichts zu gebrauchen; wenn es brenzlig wurde, beschlug ihre Brille, weil sie heulten, und sie konnten nicht mehr richtig sehen, was die Gefahr vergrößerte, dass sie vor einen Baum liefen, wenn Gefahr im Verzug war, oder vor einen ähnlich großen und zerstörerischen anderen Gegenstand.
Heutzutage sind Brillen bereits in die Mode vorgedrungen und werden getragen, als seien es Kopf-Broschen oder besondere Arten von Diademen.
Brillen kaschieren heute Ungereimtheiten im Layout des Trägers und Ausrutscher der Natur. Große Nasen kompensiert man mit Riesenbrillen und schwarzem Gestell, verbeulte Köpfe erregen weniger Aufmerksamkeit, wenn man eine Brille präsentiert, die sofort Blickfang ist.
Wer sich schön glaubt, hofft auf mehr Schönheit durch eine Designer-Brille; wer hässlich ist, der will glauben machen, dass er steinreich ist, weil er sich mit 0, Dioptren eine superteure Calvin-Klein-Brille leisten kann.
In Wirklichkeit aber sind Brillenträger  behindert, denn sie können so schlecht sehen, dass sie ein Hilfsmittel vor die Augen und an die Ohren schieben. So einfach kann die Welt sein.