Philosophischer Tisch: Wenn nicht vorne, dann hinten

Ein erneuter Versuch, die Welt in drei Sätzen zu erklären, ist bislang erfolglos geblieben. Der Halbweise Friedrichsen von Henne fährt mit der Behauptung auf, einer dieser Sätze sei "Wenn nicht vorn, dann hinten", um den Altweisen Norm Edwinsky zu überzeugen, weises Verhalten gipfele in der Abwesenheit von Ärger und Aufregung. Sein Einwand, es handele sich hier nicht um einen vollständigen Satz, ließ Friedrichsen nicht gelten und beharrte auf seiner These, auch wenn diese erst mal rein intuitiv und aus dem Ärmel heraus entstanden sei. Staunen sei ja auch ein wesentliches Element der Philosophie, ebenso wie in einer Tonne in der Sonne liegen und Leute zu verärgern, die in der Sonne stehen und auf den frischen Sandzeichnungen des Erkenntnissuchenden herumtrampelten. Diesen Seitenpfad der Philosophie wollte dann aber keiner mehr beschreiten, sodass die Kernfrage lautete: Ist es denn, wenn nicht vorn, so dann wenigstens hinten? Als Beispiel ein schlichter Kanal: Bereits hier wird deutlich, welche schwierige Frage sich die Disputanten gestellt haben. Wo ist bei einem Kanal vorn, wo ist hinten? Man kann zwar durch Erfahrung die Seitenbegrenzungen festlegen, etwa durch einen einfachen Blindschwimmversuch, in dem der schmerzhafte Schädelkontakt mit der betonierten Kanalwanne anzeigt, wo Ende ist, aber Aufschluss über das hinten-vorn-Problem gibt es nicht. Die Vollweise Petra Töne-Nagel intervenierte und glaubte mit einer Variation des friedrichsenschen Satzes Terrain zu gewinnen und vielleicht sogar eine neue philosophische Abteilung zu installieren: Wenn nicht von vorn, dann von hinten. Friedrichsen verwarf diesen Gedanken als tendenziös. Der Disput wurde schließlich von der Äußerungen einiger Halbweisen über Krampfadern im Genitalbereich übertönt und unschön abgebrochen. Offen bleibt die Frage, ob Friedrichsen wirklich einen von drei Sätzen gefunden hat, der die Welt erklären kann, oder ob dazu mindestens fünf Sätze gehören. Letztlich setze sich Friedrichsen unter Leistungsdruck, stellte Edwinsky abschließend fest, und das sei unter Philosophen in der Regel nicht üblich.