Günther Krass: Erinnerungen - Guckis beim Konfirmandenunterricht

Was ist an diesem Bild aus dem Weserstadtboten vom 2.Februar 2009 falsch?
Natürlich ist der Mann hinter dem Fotapparat nicht Oliver Wittke, Verkehrsminister von NRW, und auch kein Polizeibeamter, der den Benannten bei seiner rasenden Fahrt durch eine Ortschaft geknipst oder geblitzt hat, denn der Mann hat kein Polizeimütze auf und der Fotoapparat hat überhaupt kein Blitzlicht, mit dem man hätte blitzen können. Was der rote Faden vor der Stirn des Abgebildeten bedeutet, bleibt ebenfalls ungeklärt. Das hämische Grinsen im Gesicht des Apparathalters gibt weitere Rätsel auf. Irgendwie erinnert der Apparat an Situationen in der Vergangenheit, ohne dass dem Betrachter sofort einfallen könnte, um was es sich handelt. Ein Telefongespräch mit dem Alleswisser Günter Krass, der durch diverse Publikationen auf sich aufmerksam gemacht hat, könnte Licht in das dunkle Bild bringen:
Telefongespräch mit Günter Krass (Abschrift):
Bodos Welt: Herr Krass, wir setzen die Hoffnung in Sie, uns nach Betrachtung des Fotos auf der Titelseite des Weserstadt-Boten bei der Entschlüsselung der optischen Botschaft weiterzuhelfen. Was sagt Ihnen das Objekt?
Günter Krass: Na, erst mal: Peinlich, peinlich. Ein Verkehrsminister wird beim Rasen erwischt. Dass Politiker sich erwischen lassen, ist ja insgesamt ein heilsamer und entspannender Effekt für uns einfache Bürger, die Sie alle sind. Hier ist doch wieder ein Tritt ins journalistische Fettnäpfchen dokumentiert.
Sie haben recht, wenn Sie behaupten, dass weder Wittke noch Geschwindigkeitsmessgerät zu sehen sind.
Ehrlich gesagt, was mir einfällt, ist meine Konfirmandenzeit, da hatte Udo Brandhorst eine kleinen Plastikfotoapparat bei sich, der just so aussah wie der abgebildete. Er machte aber keine Bilder mit diesem, sondern ließ uns hineinschauen und konnte uns stolz eine Serien von etwa 12 Bilder mit unbekleideten Frauen präsentieren. Woher er den Apparat hatte, ließ er offen. Wir unbedarften Konfirmanden, die wir hinter dem Gemeindehaus standen und Pause zwischen zwei anstrengenden Stunden mit Pastor Griff machten, rangelten darum, einen Blick in die obskure Box zu werfen, denn die Möglichkeit der heutigen Jugend, im Internet massenhaft solche Fotos zu betrachten, war uns nicht gegeben. Viel zu früh schritt der schwarzgekleidete Gottesmann zurück ins Gebäude, was uns Zeichen war, dass die Pause beendet war, und ließ uns wieder fromm sein. Dass Polizisten am Straßenrand stehen und solche Bilder betrachten, während der Verkehrsminister (schöne Zweideutigkeit!) vorbeirast, ist völlig absurd. Dem Redakteur gehört inklusive Chefredakteur auf die Finger geklopft, aber nicht zu zaghaft!