Pawel Pikass: Nadelöhr für Reiche (2013) |
Wahre Nächstenliebe offenbart sich nicht daran, dass ein Schwerreicher
ein bisschen seines schweren Reichtums an die Armen und Bedürftigen weitergibt,
damit er vielleicht im Himmel einen guten Eindruck macht und einen Platz auf
dem Sonnendeck oder an anderer exklusiver Stelle erhält, sondern wenn der, der
wenig hat, auch noch das Vorletzte gibt, dem der es immer noch brauchen kann:
Dem Reichen, dessen Gier noch nicht erschöpft ist.
Dem Armen, der nicht freiwillig geben will, muss geholfen
werden, damit er sich ent-materialisiert und sein Seelenheil erlangen kann,
damit er leicht wird und Spiritualität erlangt.
Dabei kommt die Schar der Helfer zum Tragen, die sich in
Behörden und Ämtern findet, und deren Lehensherren in der Regierung sitzen, die
in ständiger Sorge um das Wohlergehen ihrer Schützlinge von schlechtem Schlaf
gequält werden.
So zu handeln schafft Hoffnungen.
Wir können hoffen, dass die Armen nicht am Ende sind, wenn
es immer noch was zu holen gibt.
Wir können hoffen, dass die Reichen immer noch nicht satt
sind, dass immer noch der Wunsch zu raffen da ist.
Diese Hoffnung stabilisiert das Land, in dem wir leben.
Das Wegnehmenkönnen ist Indikator für einen Restwohlstand,
der signalisiert: Die neue Tüte Chips verhindert den Aufstand.
Das Gebenkönnen signalisiert: Die Reichen sind zufrieden,
weil sie immer reicher werden können. Ihre ungestillte Gier evoziert nicht
kriminelle Beschaffung; von krimineller Zwischenlagerung in Schweiz, Luxemburg
und anderen Steueroasen sehen wir ab.
Wir können hoffen, dass es immer weiter geht, dass wir alle
noch längst nicht am Ende sind. Auch für die Armen gilt: Geben ist seliger als
nehmen.
Die Reichen passen durch kein Nadelöhr. Das macht uns alle
ruhig, wenn wir in der zwölften Inkarnation
wieder mal nicht zu den Reichen gehören. Vielleicht im nächsten Leben, können
wir hoffen.