Sigmund Freund: Der Tambourmajor aus psychoanlytischer Sicht

Die Schützenfeste toben und mit diesen auch die laut-trommelnden Spielmannzüge, denen die Tambourmajore mit ihren prächtigen Holzstecken vorangehen.
Stolz schwingen sie den manchmal gedrehten Stabe, der mit Troddeln verziert ist und ihr zufriedenes Lächeln zeugt von einigen Bieren, die sich die Stabschwinger einverleibt haben.
Den linken Arm stemmt der Taktgeber, der froh ist, auch einmal den Ton anzugeben, in die Hüfte und manchmal winkelt er beim Marschieren das vorgestreckte Bein aus, das einem Entgegenkommenden ein grausiges Ziehen im Unterleib beschert.
Was aussieht wie pures Freizeitvergnügen, hat aber einen tiefen psychischen Urgrund.
Ödipus und seine Komplexe sind hier offenbar und zeugen von der inneren Verwirrtheit des Stabträgers, die auch das nächste Pils nicht kaschieren kann.
Aus dem fröhlichen Lächeln wird schnell ein hilflos-verzweifeltes Grinsen, dem manchmal ein Grimassieren mit Tränenausfluss folgt.
Der Tambourmajor ist nämlich auf dem Weg zu seinem Vater, um am Ende des Festes die eigene Mutter zu heiraten und in einigen Jahren blind mit der inzestuös gezeugten Tochter über die Dörfer zu ziehen und die Menschen zu missionieren: Lasst ab vom Schützenfest!
Der Tambourstab ist nichts anderes als ein Phallus, mit dem - Ironie des Schicksals - der eigene Erzeuger, quasi im Umkehrakt, beseitigt wird. Der angewinkelt Arm betont den Unterleib und demonstriert Geschlechtsreife. Handschuhe zeigen vermehrungswilligen Damen, dass nicht jede dran kommen darf (Mutter!) und das beim Marschieren extrem angewinkelt Knie droht potentiellen Mitbewerber: Aus dem Weg! Sonst gibt's was untenrein! Hände weg von Mutter!
Wer Schützenfeste langweilig findet und vermeidet, verpasst einen schönen Teil psychoanalytischer Feldarbeit. Ein Pils passt bei der teilnehmenden Beobachtung immer noch zwischen Leber und Milz.
Deshalb: Pschoanalyse ist gar nicht so trocken. Meistens geht es um Sex und Getränke.