Tonnes Tagebuchs: Hörfehler im Alltag

Liebes Tagebuch,
Neulich hörte ich im Autoradio von einem Nina-4-Zettel und ich dachte darüber nach, was wohl ein Nina-4-Zettel sein könnte. Klar, dachte ich sofort, da hat sich jemand versprochen und ich habe mich obendrein verhört, wahrscheinlich sollte es Din-A-4-Zettel heißen.
Mir wurde plötzlich auch bewusst, dass es keine Din-A-4-Zettel gibt, die heißen nämlich  Din-A-4- Blätter, von  Din-A-4-Zetteln hatte ich noch nie gehört, denn ein Zettel ist etwas anderes als ein Blatt, und Blatt passt eher zu einer Industrienorm als Zettel, denn der Zettel wirkt eher knittrig und schlampig abgerissen, was mir insgesamt nicht behagt und in der Industrie eigentlich gar keinen Platz hat.
Ich fragte mich, wann denn ein Blatt ein Zettel ist, und wann ein Zettel ein Blatt und ob die Größe entscheidend ist. Einen Zettel in Größe Din-A-4 gibt es nicht, ich fände es jedenfalls absurd, ein Zettel muss kleiner sein, es klingt ja auch eher wie Drittel oder Viertel und das ist weniger als ein Ganzes. Zettel reimt sich auf Vettel, und die hat in der Industrie nichts zu suchen, die findet man eher in einer Kneipe, und da schreibt sie die getrunkenen Biere auf einem Bierdeckel oder einem Zettel auf. Weil keiner so viel saufen kann, dass das ein Din-A-4-Blatt füllen könnte, nimmt sie nur einen Zettel, der von einem kleinen Zettelblock abgerissen wird, meistens mit einem Werbeaufdruck der Brauerei, die die Einrichtung finanziert hat. Wenn der Zettel voll ist, ist man selber auch voll, das ist gut durchdacht und ökologisch vertretbar, da wird kein Baum zu viel abgeholzt.
Was aber ein Nina-4-Zettel sein soll, das war mir an dieser Stelle des Nachdenkens noch nicht klar geworden. Könnte es sich um die vierte Nina in einer Reihe von  Beziehungen handeln, die, um sie zum katalogisieren und zu kategorisieren, einfach nummeriert wurde. Wie viel andere Namen und Zahlen mochte es in diesem Aktenordner des Lebens geben, und was für ein zwischenmenschliches Chaos sollte hier geordnet werden?
Was schrieb man denn auf einen Nina-4-Zettel? Und warum hat sie nicht ein richtiges Blatt verdient?
Dann aber fragte ich mich, ob sich die Radiomoderatorin versprochen hatte oder ich mich ohne Fremdeinwirkung nur verhört hatte. Warum hatte ich Nina und nicht Dina gehört?
Als mir einfiel, dass Dina so an dienen erinnerte und Nina vor dem inneren Auge als adrette Osteuropäerin erschien und natürlich mehr punkten konnte als eine Tätigkeit, die jedem und vor allem mir schwerfällt, war ich am Ziel und musste Auto und Autoradio verlassen.