Günter Krass: Igel, Igel! Wo ist dein Riegel?

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Ich hatte nicht gewusst, dass ein Igel in meinen zerplatzten Fliesen - Frost, du Drecksau! - saß, aber er war da und sah demütig nach unten, niemals hätte er gewagt, mir in die Augen zu blicken, er hüstelte und und dann, eine Art Schnarchen drang aus seinem Maul, ein Röcheln fast, so, als wolle er sich entschuldigen, dass es ihm doch schlecht gehe, obwohl er von mir entdeckt worden war.
Der Igel könnte ein schönes Wappentier abgeben; allerdings weiß ich nicht genau für wen. Wer ist denn heute noch friedfertig, bescheiden und demütig?
Der Postbote klingelt an jeder Tür, der Finanzbeamte hasst Lehrer, der Lehrer hasst Finanzbeamte und die Politiker hassen das Volk, weil es sie nicht ausreichend gewählt hat.
Merkel hasst 3-4-Knopf-Kostüme und Seehofer hasst Merkel.Im Grunde hasst jeder etwas oder Edward oder jemanden, was ihn ausschließt aus einer Bruderschaft der Igel.

Georg Krakl hat dazu ein Gedicht erfunden, das in seiner Schlichtheit einzigartig und doch treffend ist:


Igel,
setz dem einen Riegel
vor.
Sei kein Tor!
Tu und mache!
Hilfsverben, die  geh'n zur Sache!

Treffender kann man  die zwischenmenschliche Sache doch nicht ausdrücken. Höchstens eine Tube Senf.