Schnittlauch ist ein feiges Küchenkraut

Wir hatten doch alle Angst vor dem ersten Schnitt. Die Messerimpfe gegen Pocken, die hässliche Narben auf dem Oberarm hinterließ, der Schnitt bei der Blutbrüderschaft, wo die Frage sich aufdrängte: Wo soll ich schneiden? Tut das denn nicht weh?
Ja, es würde wohl wehtun. Wir schlossen doch lieber Blutsbrüderschaft durch Zahnfleischbluten, denn Zahnfleischbluten konnte man durch ein bisschen Drücken an der Stelle, wo der Zahn dann herauskommt, erzeugen. Ein Kuss und schon war Fred der Bruder und Evi seine Schwester. Blutsgeschwisterschaft. Doofes Wort.
Dann der Schnitt beim Arzt. Irgendwas musste herausgeschnitten, in irgendwas musste hineingeschnitten werden. Immer Angst, Angst, Angst.
Das Schnittlauch hat seine Bestimmung im Namen; es wächst mit diesem Ziel auf. Schnitt. Irgendwann wird geschnitten, Schnittlauch, da kannst du dich mal drauf einstellen. Du heißt ja nicht Stehherumundwachsefröhlichweiterlauch. Das wäre ja auch viel zu lang. Wenn man nur herumsteht, kann man das Rührei nicht würzen.
Immerhin haben sich endlich Wissenschaftler in Amerika um die Gefühle des Schnittlauchs gekümmert und festgestellt, dass es Gefühle hat! Das heißt, es bringt diese durch Herumschreien und -Jammern zum Ausdruck. Das kann man aber nur hören, wenn man die hochfrequenten Töne auf hörbaren Level heruntertransponiert. Was die Wissenschaftler jetzt mit dieser Erkenntnis anfangen wollen, ist noch unklar. Man will sowieso erst mal rausfinden, ob die Petersilie auch so ein Jammerlappen ist.
Wer sich die Sache mal anhören will, muss hier klicken.