Georg Krakl - Gedanken eines Ballfreundes

O, Freund, der Mensch ist nur ein Tor,
durch das man irgendwie nicht gehen kann,
das man jedoch mal schießen könnte,
wenn denn der Libero den Ball mir gönnte,
sodass ich nicht nur könnte, sondern kann.
Ein schöner Schuss, doch widersetzt sich kurz davor
des Fußes Willenlosigkeit,
der Schuh so breit,
dann auch des Trainers Pfiff
Gehorsam fordernd,
ich schwanke wie auf einem Schiff,
das in der Brandung kämpft ums Obenbleiben,
wie jeder Ballverein es tut.
Mir fehlt der Mut,
ich zögere und zweifle, scharre mit dem Fuß im Gras.
Da stürmt der Gegner, nimmt den Ball mir von der Picke,
im Hintergrund skandiert der gegnerische Männerchor mit Quotenzicke,
und ich stutze
und benutze
meine Hand, den Mann zu halten,
der Piepenkerl lässt keine Gnade walten,
pfeift.
Ich muss den Ball dem Feinde geben,
ich wollte ihn ganz sanft in jenen Tor reinheben,
oder heißt es jenes wegen dem Artikel,
oder des von wegen Genitiv,
der Piepenkerl hat mich am Wickel,
der Trainer, der mich rief,
hat das jetzt auch.
Ich stehe auf dem Schlauch,
beziehungsweise meinen Stollen,
und es wächst in mir der Wunsch zu schmollen.
Des Gegners Schuss
ist kein Genuss,
der Ball prallt vor die Stirn,
erschüttert mein Gehirn.

Und dann der einfache Gedanke,
dem Denken jetzt entrissen seine Schranke.

O Freund, der Mensch ist nur ein Tor,
das ich nicht schießen kann.
Ich lass es sein
und wiege mich im schönen Schein:
Ein Tor,
nicht nur dahinter, auch davor.
Zum Sehen
und zum Rein- und Durch-Es-Gehen.