Karl-Friedrich "Khalef" Motzke: Aus meinem Campingtagebuch - 6/ Geschäfte


Menschen, die ihre Exkremente der Nacht in kleinen Plastikeimern mit Deckeln durch die Gegend tragen, haben ein unverkrampftes Verhältnis zu ihren Ausscheidungen, was ein Merkmal einer entwickelten, angepassten Persönlichkeit ist. Andere trauen sich nicht einmal, auf dem Klo ein Geräusch abzulassen und verkrampfen, als sei es ein Zeichen besonderer Reinheit, nichts auszuscheiden.
Manchen erfüllt es mit Stolz, sein Eimerchen zu schwenken, um zu zeigen: Ich habe verdaut! Ich habe gegeben! Ich funktioniere! Es erinnert an kleine Jungen, die die Länge ihrer Schniedel vergleichen, um festzustellen, wer der Ranghöhere ist.
Angeberisch wirken die, die allmorgendlich einen riesigen Plastikcontainer auf Rädern zur Entsorgungsstation schleppen, in dem sich alle Ausscheidungen, inklusive der der Kaffeemaschine, der letzten Nacht befinden. Das beeindruckt; macht aber auch nachdenklich: Handelt es sich um eine Urlaubsgemeinschaft, die krankheits- oder altersbedingt an Blaseninkontinenz leidet, oder wird da jeden Abend maßlos Bier gekübelt, das dann später seinen natürlichen Weg ins Freie sucht?
Nein,es ist der Luxus, der den anderen, den Eimerchenbesitzern etwa, vorgeführt wird: Das können wir uns leisten! Niemand muss hier nachts raus, das Ding ist nämlich erst halb voll! Da ist immer noch Platz für eine Nacht! Aber bevor’s stinkt, bring ich’s weg.
Der Eimerchenbesitzer kann nur seinen Eimer noch stärker schwingen: Mir doch egal! Flüstert das durch die Ritze dringende Nachtwasser, wenn es zu Boden plätschert.
(Foto: Jan van de Roll auf dem Weg zum Tagesgeschäft)