Ein Blick in fremde Zimmer

Was horten die Menschen nur in ihren Wohnungen? Es ist vielleicht nicht schön, in fremde Wohnungen zu blicken, um irgendwelche Kuriositäten zu entdecken, aber manchmal drängt sich ein Fenster oder ein vollgepacktes Zimmer förmlich auf.
Man knipst ein Foto und zoomt das dann aus, wenn man  dem Objekt nicht nahe genug kommen kann. Dann fängt man in aller Ruhe an zu analysieren, ohne Gefahr zu laufen, vom Wohnungsinhaber erwischt zu werden. Der käme vielleicht auf die Idee, einem Voyeur in die Augen zu schauen, und wenn er dem nichts anzubieten hat, ist er vielleicht beschämt und flüchtet sich in eine Depression; schlimmer wäre, er fühlte sich erwischt und griffe zum Instrument der nach vorne gerichteten Aggression. Dann hieße es, schnell abzureisen, wenn man seine Beobachtungen von einem Hotelzimmer aus gemacht hätte.
Der schlaue Fotograf analysiert: 
Hat der "Nachbar" ein Sortiment Bambusstäbe, weiß gekälkt, vor dem Fenster lehnen oder sind es gebrauchte Regenrinnen, von denen die Farbe blätter? Warum, wenn ja, hat er das Eine oder das Andere in seinem Wohnzimmer stehen? Will er den Blick auf Wichtigeres verstellen? Hasst er den Blick aus dem eigenen Fenster auf das Hotelzimmer?
Will er den Fotografen in die Weißglut oder in die herbe Enttäuschung treiben, damit bei der fortgeschrittenen Analyse die Sicherungen durchbrennen?
Fragen über Fragen, aber keine Antworten.
Grundsätzlich ist zu überlegen: Was will ich mit den neuen Informationen nach der Analyse anfangen?
Bereichern sie mein Leben oder fühle ich mal wieder vom Leben auf den Opfertisch gepackt? Ich habe keine Bambusstäbe, ich habe keine Regenrinnen, von denen die Farbe abblättert!
Was macht dieser Mangel mit mir?
An dieser Stelle heißt es unbedingt aufhören, denn die Folgefragen stehen bereits Schlange.
Wer fehlt, ist jemand, der Antworten gibt.