Karl-Friedrich "Khalef" Motzke: Aus meinem Campingtagebuch(12) - Kleidung


TROYES 2010: Der Mann auf dem Campingplatz kann alles tragen. Niemand schreit herum oder ruft den Platzwächter, geschweige die Security, wenn Kleidung deplatziert wirkt. Die Frau passt sich an, denn sie reist ja mit dem Mann, der das Wohnmobil oder den PKW mit Wohnwagen steuert.

Häufig will man vom Karomuster der  halblangen Unterhose, die auch als lange Shorts (wie absurd!) oder kupierte Jeans durchgeht, die Nationalität oder den Clan ableiten, manchmal ist es aber nur die persönliche Vorliebe des Trägers für Tischdeckenmuster, die zu ungewöhnlichen Kombinationen führt.
Zur knielangen Hose, die der ausgeblichenen Flagge von Schweden oder einer belgischen Widerstandsgruppe ähnelt, wird in der Regel das langärmelige Oberhemd getragen, darunter das Doppelripp-Unterhemd; ein Paar dunkle Socken und die obligatorischen Sandalen ergänzen. In diesem Dress ist man immer auf der sicheren Seite; die Menschen auf dem Platz wenden ihre Aufmerksamkeit dem Modegewandten zu. Die Frau bleibt farblich angepasst und kontrastiert die Socken mit einer gleichfarbigen Kunststoffumhängetasche. Wer besonderen Wert auf Chic legt, hat einen grau-beigen Hund undefinierbarer Rasse, leicht übergewichtig, an der Kette. So werden in jedem Restaurant Plätze frei.
Tagsüber kann das Arrangement des Mannes noch durch ein Stirnband erweitert werden, in dem vorn eine Taubenfeder steckt. Das betont das Erdverbundene und stellt eine Verbindung zum Element "Luft" her.
Neider halten solches Outfit für eine Zumutung und kratzen sich verlegen an der Funktionswäsche.
Ich werde morgen abreisen, damit ich mein T-Shirt nicht wechseln muss.