Günter Krass - Erinnerungen: Fremde Raumschiffe


Unsere Fantasie ging damals mit uns durch. Nächtelang starrten wir den Himmel an und glaubten, nachdem unseren Augen vom Fixieren der Fixsterne Trugbilder serviert wurden, endlich die heiß herbeigesehnten unbekannten Flugobjekte zu sehen. Wir glaubten uns schon in Kommunikation mit der vierten Art und streichelten sanft unsere Perry Rhodan-Hefte, die uns erst mit den Protagonisten zusammen in die andere Welt gedacht und gebracht hatten. Endlich konnten wir beweisen, was wir immer gewusst hatten: Es gab Intelligenzen im All, die uns weit überlegen waren, die durch Hyperräume jagten, nur um uns zu treffen, uns einmal die Hand zu schütteln, vielleicht ihre fremd anmutenden Tentakel um unsere Schulter zu legen und uns ein gutturales HALLO zuzuraunen. Man hielt uns für Spinner, aber wir lasen weiter Perry Rhodan, um nicht zu verpassen, wie die Geschichte mit der Welt und dem All und den vielen Dimensionen weiterging. Heute schmunzeln wir, wenn uns ein Objekt an ein Raumschiff oder ein unidentifiziertes fliegendes Objekt erinnert.Mache halten es für ein Spielgerät, das die Stadtverwaltung aufgestellt hat. Kinder spielen im Maschinenraum, fummeln am fast allmächtigen Bordcomputer herum, ohne zu wissen, welche Urgewalten sie entfesseln könnten. Sie denken, es sei ein Metall-Iglu, den die Eskimos vor langer Zeit auf der Wanderung durch Köln in ihre Heimat Grönland stehen gelassen haben. So sind sie, die Kleinen. Jede Zeit hat seine eigene Fantasie.Wir aber wissen es genau: Es sind die Relikte der heimlichen und friedlichen Invasion unserer Mitwesen aus dem All, und deren Heimat ist garantiert nicht Grönland.