Endlose Weiten der Prärie

In den unendlichen Weiten der Prärie ritt ich auif meinem treuen Pferd. Die Satteltaschen knatschten, meine Colts hingen schwer an meinem Patronengürtel. Einsamkeit. Ich fragte mich, warum ich diese schweren Handfeuerwaffen überhaut umgeschnallt hatte? Ich hatte mir diese Wyatt-Earp-Dinger besorgt, bei denen ich mich immer gefragt hatte, wie der die so schnell aus den Holstern herausziehen konnte, um dann zu zielen und fast gleichzeitig abzudrücken und einen Gegner, der auch nicht der langsamste war, erschoss. Der Mann flog dann meistens mitsamt Ausrüstung bis vor die Saloontür, wo die verschreckten und jetzt völlig erstaunten, halb betrunkenen Viehtreiber standen und sich nicht vom Fleck rührten. Ich hatte die Waffen noch niemals aus den Holstern gezogen und fragte mich jetzt, ob das wirklich ging, ob nicht doch eine versteckte Kindersicherung den allesentscheidenden Zugvorteil behindern würde. Im Sitzen musste das Ziehen schwieriger sein, denn man konnte die Arme und auch die Hände nicht frei bewegen, sondern musst diese angewinkelt einsetzen und aufpassen, dass man sich nicht aus Versehen ins Bein schoss, obwohl, dagegen versicherte mich ja die Kindersicherung, wenn sie denn da ist, raunte es in meinem Kopf. Vielleicht waren die Holster gefettet, um das Eisen schnell durchs Leder gleiten zu lassen. Das würde gleichzeitig vor Korrosion schützen. Ein Indianer am Horizont. In meinem Kopf schrillten die Alarmglocken. Der zweite Reiter in dieser Einsamkeit! Ein Indianer. Wer sonst sollte das sein? Weiße vergaloppierten sich hier nicht. Meine Hände schossen überkreuz an die Waffen, das hatte ich bei dem reitenden Earp abgeguckt, und rissen sie aus dem Leder. Wie leicht das ging, ups, da hatten sich beiden Friedenstifter verhakt, ups, der erste Kracher ging in die Erde, Dreck spritzte, auch der zweite Hahn gespannt, der Abzug nur touchiert, aber das waren Präzisionswaffen, die sensibel waren wie erkältete Meerschweinchen. Krach! Die zweite Kugel streifte meinen rechten Stiefel, gut das ich eine Nummer zu groß genommen hatte, wegen der Socken, die im Winter noch reinpassen mussten. Mein treues Pferd war im Galopp, in gestrecktem Galopp, dem musst ich mich ergeben. Es hielt direkt auf den Indianer zu, der immer noch bewegungslos an der selben Stelle stand. Jetzt zu schießen, wäre zwecklos gewesen. Vor dem Appaloosa des roten Mannes, der eher einem Pfarrer mit Zylinder glich, kam mein treuer Gaul zu halten. "Hallo!", sagte ich freundlich und schob die Waffen in die Holster. "Hallo!", war die karge Antwort. "Haben Sie auch die Schüsse gehört?", fragte ich neugierig. "Yepp!", die karge zweite Antwort. "Na, dann, nichts für ungut! Man sieht sich!", sagte ich und tippte an meine Stirn; mein Hut lag 200 Meter hinter mir im Staub. Der Schwarzrock nickte. Lässig nahm ich die Zügel in die Hand und ließ mein treues Pferd aus dem Zügel kauen. Entspannt ging es Richtung Westen. Ich wusste jetzt, dass meine schweren langen Pistolen keine Kindersicherung besaßen. In Kinderhände hätten die gefährlichen Waffen sowieso nicht gehört.