Brauchtum: Sandeimer aufhängen

Eine alte Tradition ist zu Ostern wieder neu entdeckt worden. Früher hängte man zum Frühjahr vor Ostern als Opfergabe für die Götter des Geschlechtsverkehrs und der Fruchtbarkeit ausgeblasene Gänse- und Hühnereier in die Bäume, damit es in Land und Garten nun auch richtig losgehen konnte. Dass in den Eier nichts drin war, interessierte die besagten Götter nicht, denn sie waren mit der Befruchtung der Landstriche und Äcker beschäftigt. Heute, in den Zeiten des Kunstdüngers und der künstlichen Besamung, ist sich niemand der tiefen Bedeutung des Brauches bewusst. Der dekorationsorientierte Mensch, der wenig über sein Tun nachdenkt, hängt ausgedientes Spielzeug in Sträucher und Bäume, und glaubt, damit die Gegend zu verschönen. Dass aber die vorgenannten Götter von Plastikmüll in der Natur allmählich genug haben, zeigt die Tatsache, dass in manchen Jahren der Frühling erst später kommt, oder es gleich mit dem Sommer weiter geht. Guter Geschmack hat seine Grenzen und auch die Fruchtbarkeit, und zwar dort, wo es richtig hässlich wird.