Gespräche in den Kühlschrank: Teewurst

Wenn du da bist, und ich sehe die Teewurst im Kühlschrank, denke ich: O, eine Teewurst! Es ist nicht meine Teewurst, denn ich bin Vegetarier und esse im Leben keine Teewurst. Ob die wohl noch gut ist? Die liegt doch schon länger da. Heute hat sie eine Kappe aus Alufolie, damit sie sich nicht verfärbt oder an den Rändern hart wird. Wie lange hält wohl so eine Teewurst, nachdem sie angeschnitten wurde? Ob sie wohl länger hält, wenn man ihr eine Kappe aus Alufolie aufsteckt? Ach, da steht ja noch das alte Glas Gurken, es ist fast leer, aber es hat sich unbemerkt in die letzte Reihe geschoben. Auch nicht mein Glas, aber du hast ja schon ein neues aufgemacht, das steht in der zweiten Reihe. Gurken halten sich geöffnet sehr lange. Länger als Teewurst auf jeden Fall.
Wenn du nicht da bist, denke ich: Ach, die Teewurst. Ach, du bist ja gar nicht da. Wann kommst du? Gut, dass die Teewurst im Kühlschrank liegt. Als wäre es ein Stück von dir. Auch wenn sie an den Kanten schon ein wenig hart ist. Da, das Glas Gurken. Ach ja, das andere auch. Ihr drei seid da, wie schön. Ihr lächelt mich an, so, wie es Teewürsten und Gurkengläsern möglich ist und flüstert: Sie kommt zurück. Ich ,die alte Teewurst, und wir, die alten Gurkengläser, sind doch noch da. Niemals würde sie ohne uns gehen. Niemals. Dann bin ich froh.