Depressive Gärten

Ein Garten sollte fröhlich sein, sollte Lebensfreude versprühen, sollte Wachstum signalisieren, sollte Fruchtbarkeit verdeutlichen. Dann stellt ein Gartenbesitzer, der sowieso einen ungepflegten Garten sein eigen nennt, Figuren in die Beete, die eine tiefe Depression auf den Betrachter laden. Der Spaziergänger, der sich zum Hobby gemacht hat, die Nachbargärten in regelmäßigen Abständen zu inspizieren, wird unendlich traurig; die Tränen stehen ihm in den Augen und er schafft es kaum, sich nach Hause zu schleppen. Fast gefangen genommen ist er von skurrilen Figuren, die den guten deutschen Gartenzwerg ersetzen wollen, weil der vielleicht sein fröhliches Lachen und seine frohen Farben benutzt, um die Menschen glücklich zu machen. Depressive Gesichter, depressive Körperhaltung - der Betrachter kann nur in die melancholische Nachdenklichkeit abgleiten und das eigene Leben inklusive Garten in Frage stellen. Das ist nicht gut. Weg mit diesen jämmerlichen Figuren. Niemand weiß, was sie uns sagen wollen. Sie sehen aus wie missratene Versuche, eine Figur in Ton zu formen, in einem VHS-Töpferkurs für Linkshänder, dann aber micht Rechts geformt, entstanden. Der normale Bürger wünscht sich nicht solche Kurse, da tut es doch ein Makramee-Angebot, in dem Blumenampeln hergestellt werden, die schöne Duftgeranien beherbergen könnten. Was tun, wenn die Gartenbesitzer ihr Recht auf Privatsphäre und Eigentum einklagen? Da hilft kein Flechtzaun, denn der ist die Potenzierung der Depression und macht wirklich aggressiv. Ein wenig Feinfühligkeit, ein bisschen Mitdenken, eine kleine Portion Mitmenschlichkeit in diesen Zeitgenossen würden doch verdeutlichen, dass hier nicht nur das Auge, nein, die Seele des Menschen beleidigt wird. Haben unsere Schulen mal wieder versagt?