Aggressive Hühner

Dieser Traum hatte ihn jahrelang verfolgt: Auf einer sattgrünen Wiese zwei Kühe und ein riesiges Huhn zu treffen. Die Kühen schauten stumpf und und bewegten mahlend ihre Mäuler. Sie erfüllten alle Klischees, die man auf Rindviecher anwenden konnte.
Und dann das riesige Huhn, das keck, nein, eher übermütig aggressiv die Kühe beäugte, aber in Wirklichkeit ihn, den Bärtigen im leicht müffelnden Sweat-Shirt im Blick hatte.
Der Traum kam immer, wenn er sich sein Pfund Brustfleisch an der Hühnergrillbude geholt hatte, wenn er sich die fettigen Finger abgeleckt, die triefenden Reste aus den Mundwinkeln gewischt hatte und sich auf dem Kanapee zu einem Nickerchen bereitgelegt hatte. Gut, dass das Huhn sauer war, konnte er verstehen, und dass es gleich versuchen würde, ihm die Augen aus- oder etwas anderes abzuhacken, war auch klar, denn es war ja ein Alptraum und kein Zuckerschlecken. Zumal: Jetzt noch Zucker zu schlecken würde wohl seinen Würgereflex provozieren, denn das Fleisch lag schwer.
Nur, was sollten die Kühe in seinem Traum? Doof gucken konnte es doch wohl nicht sein. Aber sie hatten da immer herumgestanden, warum sollten sie es heute nicht tun?
Wenn jetzt nicht bald der Wecker zum Ende des Nickerchens klingelte, war es um die Augen oder anderes Hervorstehendes geschehen. Das Huhn kam schon auf ihn zu. Wecker!, schrie er. Zum Weglaufen war er zu müde, das brachte ja sowieso nichts, denn es war ja nur ein Traum. Und mit vollem Magen ist schlecht laufen.
Morgen würde er ein, zwei oder drei Frikadellen essen. Das könnte es ja wohl nicht, was hier wieder abging.