Kein Halt in dieser Welt

Männer erinnerten sich vor allem an zwei Dinge, nein, an zwei Attribute, die Kitty bis zu ihrem Tod auszeichneten: ihre schwarze Lockenmähne und ihr freundliches Lachen, das mancher fälschlicherweise als aufreizend interpretierte. Auch als reife Frau blickte sie noch immer mit großen runden Kinderaugen in die Welt, staunend, neu- und lebensgierig. Viele hätten Kitty gern als alte Frau erlebt, um zu erfahren, wann sie zum ersten Mal der Haarfarbe künstlich nachhhelfen müsste und ob sich ihr fröhliches Lachen irgendwann in ein müdes Grinsen verwandeln würde. Doch wie so vieles verblieben die Bilder einer alternden Kitty in der Welt der Möglichkeiten, die Wirklichkeit bereitete ihr in Form eines Laternenpfahls einen frühen Tod. Niemand war dabei, als Kitty eines Nachts vor diesen Laternenpfahl lief. Es war dunkel, denn die Laterne war aus und Kitty war wahrscheinlich auch nicht mehr ganz nüchtern, was normalerweise den aufregenden Glanz in ihren Augen noch leicht verstärkte. Doch durch die besonderen Umstände blieben auch diese Bilder ungesehen: Kitty, die vor einen Laternenpfahl läuft, sich den Schädel bricht, hinfällt und verblutet. Auch hörte niemand ihre letzten Worte, als sie schon das weiße Licht sah: Halt!, rief sie, sie war nicht ganz einverstanden mit dem, was mit ihr geschah, aber Kitty konnte nichts und niemanden mehr aufhalten. Was bleibt?, fragten sich ihre Freunde, die sich um die Bilder von der alternden Kitty und auch der sterbenden betrogen fühlten. Was ist die Wirklichkeit? Natürlich klaute niemand ihren Schädel, um ihn mit einer schwarzen Perrücke versehen vor den Hauseingang zu stellen. Sowas tut man nicht. Aber manch einer hatte dieses Bild vor Augen, wenn er an Kitty dachte und alle wussten, wie sehr sie sich über den Herbstlaubschmuck in ihren Locken gefreut hätte.