Merkwürdige Abdrücke auf deutschem Rasen

Wenn es im eigenen Garten und nicht beim Nachbarn passiert, wird man nachdenklich. Der Vorüberschreitende denkt: Der Rasen müsste aber mal ganz schleunigst gemäht werden, der sieht ja aus wie Hulle. Und überhaupt, was sind denn das für gelbe Flecken, hat da vielleicht ein rolliger Riesenkater sein Revier markiert und den guten Berliner Tiergarten, der allerdings schon etwas verwildert aussieht, um nicht zu sagen verloddert, weggeätzt.
Was auf den ersten Blick nach der Hinterlassenschaft einer selbstvergessenen Großkatze, die nur noch Sinne für die sich anbietende weibliche Katzenwelt hat, stellt sich aber unter Umständen als Fußabdruck von Stromhaltern oder Stromabhaltern, wie sie auch genannt werden, heraus. Immer des Nachts, wenn der Strom aus den Leitungen zu fließen droht, den Umweg über den Zählerkasten vermeidet und damit den Energiekonzernen Verluste bereitet, stehen die Stromhalter oder Stromabhalter in deutschen Gärten, lang- und breitfüßig, und halten den Strom von seinen Untaten ab. Natürlich arbeiten diese Wesen für die Stromkonzerne und nur insoweit für die Verbraucher, als dass sie dafür sorgen, dass morgens frischer Strom auf den Frühstückstisch kommt und der Toast nicht pappig bleibt. Ohne Schäden auf guter Gartenscholle will das nicht bleiben: Gelbe Stellen, die aussehen wie von Riesenkatzen weggeätzt, zeugen von der schweren Arbeit der Stromabhalter, bei der sie ihre großen Pranken fest in den Boden pressen, sodass jede Pflanze und jedes Tier dahinschwindet.
Den Stromkonzernen bleibt angesichts dieses arbeitsrechtlichen Dilemmas nur, die Strompreise anzuheben. Denn wenn der Strom schon stiften gehen will, so kann das ja wohl nicht zu Lasten derjenigen gehen, die den Strom geben. Da ist auch mal der Abnehmer dran.