Hansi und die rote Frau (4)

Klar. Hansi stutzte. Sie war weg! Die rote Frau war weg. Oder: Sie war heute Abend nicht da. Der Mond war auch weg. Hansi biss in die Bettdecke. Vor Verzweiflung, vor Wut, aus Frust, eine Chance verpasst zu haben.
Hallo, rote Frau, warum sitzt du nackt auf dem Fensterbrett, auf meinem Fensterbrett, willst du vielleicht etwas von mir? Diesen Satz konnte er sich jetzt ins Poesiealbum schreiben! Oder auf eine Rolle Klopapier! Vierhundertmal. Es war niemand mehr da, der antworten konnte. Nicht einmal der Mond, aber auf den hätte er ja allemal verzichten können.
Hallo, rote Frau, schön, dass du jetzt nicht nackt auf meinem Fensterbrett sitzt. Das ging doch gar nicht. Was nützten die schönsten Sätze, wenn keiner da war, der sie  hörte? Das war doch in die hohle Hand gehustet!
Verschwendung! Heute hätte er die rote Frau angesprochen und vielleicht hätte sie sogar geantwortet. Vielleicht hätten sie sich unterhalten. Vielleicht hätten sie sich jeden Abend unterhalten. Vielleicht hätten sie sich besser kennen gelernt. Hansi schossen die Tränen in die Augen, und er wollte sich die Bettdecke über den Kopf ziehen. Aber da war sie schon.