Verwirrung auf dem Lande

Längst hat das Land seine Beschaulichkeit verloren. Der Radfahrer, der der Erholung bedarf, strampelt gedankenverloren durch die flache und bequem zu erfahrende Gegend, nicht darauf vorbereitet, mehr zu tun, als sich treiben zu lassen und  Leib und Seele zu erfrischen.
Und dann erwischt ihn die rustikale Realität: Hatte er gehofft seiner Sinnkrise durch eine Fahrradtour ein Ende zu machen, trifft er jetzt auf einen Scheideweg, wenn nicht den Scheideweg, an dem ihm Schilder Zeichen geben wollen, aber eher der Verwirrung einer verirrten Seele dienen.
Weißt du, wohin?, fragt der Wanderer eines der Blechsymbole, das "nach links" raunt, wispert, flüstert. "Nach links!",wiederholen sechs weitere Hinweisgeber. "Nach rechts!", zischt ein anderes, "Geradeaus!", empfiehlt ein neuntes, und dort auf blauem Grund die weiße Spaziergängerin mit ihrem Kind! Sie lockt mit niegelnagelneuem weißem Fahrrad unter sich ins Grüne.
Der Radfahrer und Erholungssuchende ist verzweifelt. Nicht einmal in einem dörflichen Schilderwald findet er sich zurecht. Ist es denn schon so weit mit mir gekommen?, fragt sich der benommene Biker und sieht sich fast gezwungen niederzuknien und um Beistand von oben zu bitten.
Dann erkennt er die Eisbude hinter den Bäumen und  weiß plötzlich ganz genau, wohin er will. Mal aus dem Bauch heraus entscheiden!, seufzt er zufrieden und leckt an seinen Kugeln in den Geschmacksrichtungen "Zucker mit rotem Farbstoff" und "After shave". Komisch, denkt er, After shave schmeckt eher nach Pefferminz mit dunkler Schokolade. Ach egal, Hauptsache, ich weiß, wo's langgeht.
Im Unterbewusstsein hat er aber heute gespeichert: Auf dem Land herrscht ein Linksruck. Das hat es ja noch nie gegeben.
Mal "Weißt du, wohin?" hören