Der Mythos "Zunge"

In den 60ern lebte der Mythos der langen Haare, der Mähne, noch einmal auf. Alle Welt glaubte, dass mit dem Haar auch Kraft und Macht und Kreditwürdigkeit einhergingen und man diese Attribute deshalb vernachlässigen könne, weshalb man Langhaarige als schlappe, ohnmächtige Gammler bezeichnete, denen man keine Mark leihen werde.
Dann ließen sich die Langhaarigen bis auf ein paar Unverbesserliche die Haare abschneiden, kleideten sich adrett und wurden Bankangestellte.
Der Mythos Zunge wurde plötzlich, so, wie der der Haare wieder verschwand, belebt, und es galt als beeindruckend, wenn jemand die Marmelade ohne Hilfsmittel aus dem Glas lecken konnte und sich dabei nicht einmal nach vorn beugen musste. Der Satz "Der hat den Mund ziemlich voll genommen" bekam eine völlig neue Bedeutung, denn solche Könner hatten den Mund immer voll. Wenn die Männer  diese von der Natur Beschenkten als krötenhaft bezeichneten, so zeigte sich die Damenwelt interessiert, denn sie hatte es dieses ewige Löffelimmarmeladentopfgeschabe satt. Anfang der 8oer entstand der Punk und alle fanden die 70er ekelerregend. Der stille Betrachter aber fragt sich, was denn wirklich von Dauer ist? Spätestens in den 90ern wären die langen Haare ja sowieso von selbst ausgegangen.