Hochnäsige in Gefahr

Der erleuchtete Himmel, besonders am Abend, zeigt uns seine Botschaften, wenn wir sie denn verstehen wollen.
Wolkenformationen fügen sich zu Ratschlägen und Warnungen zusammen, die erkannt werden wollen.
Die Sonne beleuchtet das Ganze von hinten und schafft eine düster-mystische Stimmung, die dem Ängstlichen die Haut auf den Unterarmen zusammenzieht.
Spitzgereckte Finger zeigen in die Zukunft, deuten in die Vergangenheit oder warnen vor Fehlverhalten in der Gegenwart.
Immer dort, wo sich ein länglicher Wolkenteil schräg in die Höhe streckt, wird Hochnäsigen gezeigt:
Vorsicht vor Hochnäsigkeit!
Der, der den Blick demütig nach unten richtet, kann das Zeichen weder sehen, noch deuten.
Der Demütige ist in der Regel nicht hochnäsig und kann beruhigt weiter den Boden nach Zeichen und Wundern absuchen, ohne in Gefahr zu sein.
Der Hochnäsige aber, welcher zwar die Botschaft lesen kann, rennt vielleicht just in dem Moment in einen Absperrpümpel aus Gusseisen und beschädigt seinen Unterleib. Das hätte er vermeiden können, wenn er nicht dem Irrglauben erlegen gewesen wäre, man könne am Himmel eindeutige Botschaften erkennen, denn diese, so erkennt er jetzt, sind zwei- bis mehrdeutig, je nach dem, was im Anschluss an das Lesen folgt.
Es ist einfach so, dass sich auch der Himmel manchmal einen Scherz erlaubt, dessen Opfer gern der Hochnäsige ist, denn der hat den Blick dafür.