Ausbildungsberufe: Schießbudenfigur

Das war früher mal: Schießbudenfigur. Da schwang noch dieses Verächtliche mit, das sich über die Schaustellergilde erhob, sie als Menschen zweiter Klasse einordnete, die Mitreisenden alles Angelernte und Nichtskönner, die von zu Hausen weggelaufen waren, und die einem was auf die Zähne hauten , wenn man sie schief anguckte. Insgeheim dachte jeder: Schießbudenfigur. Niemand wusste damals wirklich, wie hart dieser Job war, wenn die Besoffenen die Tonröhrchen nicht mehr trafen und dann ganz aus Versehen auf den Mann hinter dem Tresen zielten, vielleicht nur aus der Hüfte, wie John Wayne oder Old Surehand, aber in der Hoffnung, ihm eins zu verplätten, keinen tötlichen Schuss, nein, einen, der nur weh tat, nicht einmal Blut sollte fließen, Luftgewehrkugeln klatschen hören auf Schaustellerhaut, die lange nicht geduscht hatte, wie die Trinker meinten, das wollten sie und ein kurzes Aufjaulen wahrnehmen, das für die Arrognaz der Randständigen entschädigte, für die Freiheit, in einer Bude auf Rädern herumzureisen und den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen für billige Plastikblumen, die Scharfschützen stolz der Liebsten geschossen hatten. Heute gibt es keine Schießbudenfiguren mehr, heute heißt der Mann wahrscheinlich Fachangestellter für Freizeitballistik. Weg mit der Romantik!