Tonnes Tagebuch: Gartenschuhe

Helmuth Neuton: No Gartenschuh for you(2013)
Liebes Tagebuch!
Ich habe im Baumarkt in der Gartenabteilung nach Gartenschuhen gesucht, meine Schuhgröße ist 46, und da war nichts.
Eigentlich wollte ich so crogartige mit verstärkter Sohle, damit man damit auch mal einen Spaten in die Erde treten kann. Nichts.
Ein Paar Gummilatschen in 46, die aber zu klein waren, hing verwaist in einer Höhe, die von 2,20-m-Menschen bequem zu erreichen sind; was ist los mit der Welt? Arbeiten im Garten nur Frauen und Kinder?
Fair-graben ist doch mittlerweile die Devise und Kinder machen mehr Arbeit, als sie selber leisten. Das muss man erst mal schlucken.
Dass Frauen arbeiten, sollte jeder Mann dankbar hinnehmen; dass man aber den Männern ihren Garteneinsatz vorenthält, ja sogar quasi ihren Unwillen anprangert im Regal des Anbieters,  weil er Gartenschuhe angeblich nicht nachfragt und diese deshalb nicht im Regal hängen, höchstens ein symbolisches Einzelstück unerreichbar in luftiger Höhe, für Dirk Nowitzki nur zu ergattern, das ist Diskriminierung!
Angeblich soll Gartenarbeit entspannen. Das hier aber ist frustrierend und mündet in Depression oder Aggression.
Ich habe mich eine Viertelstunde vor die Sämereien gestellt und gewartet, bis der Anfall vorüber war. Ranunkel stand da. Ich habe Reimwörter gesucht, weil das beruhigt. Runkel. Dunkel. Furunkel.
Ein eigener Garten ist auch so eine Form von Eskapismus; da machen wir uns doch alle was vor, Pseudoidylle bürgerlicher Angepasstheit.
Da mache ich nicht mit und dann  brauche ich auch keine dämlichen Gartenschuhe.