Umgang mit Tieren: Pferde verwirren

Pferde sind häufig schon genug verwirrt, sie wissen nicht, warum sie auf dem Rücken einen Menschen, meistens eine Frau, herumtragen müssen und bestimmte Fortbewegungsarten vorzeigen sollen, die von angetrunkenen, alten Männer mit Hut, die am Rand einer mit Sägespänen ausgestreuten Halle sitzen, mit bestimmten Zahlen bewertet werden.
Dann zeigt sich Frauchen plötzlich mit einer Spitztüte auf dem Kopf, die sogar das Gesicht bedeckt.
Ein Pferd, das sich vielleicht in mühsamer Kleinarbeit an seine Besitzerin gewöhnt hat, kommt ins Grübeln, wenn wir voraussetzen, dass Pferde eine intuitive Art des Denkens pflegen. Was ist los?, drückt das matte Gesicht des Rosses aus, dessen Ausdruck sich zwischen Futternarkose und Stehschlaf bewegt.
Das Frauchen hatte ihrer Obsession gefrönt - Herumlaufen mit einer Spitztüte über dem Kopf- und dabei gedacht, sie könne ihrem Pferd einmal auf die Sprünge helfen, denn etwas unbeweglich, nicht nur geistig, war der Gaul ja schon und auf dem letzten Turnier war ihr der Zossen durchgegangen, nur weil einer Richter mitten in der Prüfung eine ruckartige Bewegung gemacht hatte. Der letzte Doppelkorn hatte den Kreislauf außer Gefecht gesetzt.
Konfrontationprophylaxe nannte Frauchen das selbst ausgedachte Programm zur psychischen Stabilisierung des Reittieres, um allem Unvorhersehbarem auf dem nächsten Turnier entgegenzuwirken.
Das Pferd hingegen denkt bei sich: Was will denn die Frau? Die soll jetzt Futter in meinen Trog kippen und dann Licht aus! Ich will meine Ruhe. Es reicht doch, wenn ich nächsten Sonntag wieder vor betrunkenen Schiedsrichtern Zügel aus der Hand kauen muss! Widerlich! Zügel kauen! Aus der Hand! Wer auf dieser tierfeindlichen Welt hatte sich nur diesen Blödsinn aus gedacht?
Kunst kommt vor dem Tierschutz. Es ist schon eine Kunst, mit einer Sitztüte auf dem Kopf vor einem Pferd herumzustehen. Davor kann man nur den Hut ziehen.