Die Seele am Grill verkaufen

Grillen und Spiritualität passen eigentlich zusammen
Das Lagerfeuer knistert, das erste Pils am Start, aus der Dose natürlich, die Luft ist warm, aber klar, die Gespräche oberflächlich, niemand hört dich, niemand hört, was du sagst, der Grill ist heiß, die Würste schmoren im eigenen Fett, Willi rülpst oder Klaus, egal, das Bier tut seine Wirkung, besorgt diese leichte Stimmung, diese entspannte und mutige Schwere und gleichzeitige Federhaftigkeit, die das Fliegen ermöglicht. Abheben und schweben, das wäre das Richtige. Der Himmel biegt sich vor Lachen, weil die Szene so lächerlich ist. Die Tiere haben sich in den Wald verzogen, heulen sich die Augen aus, wenn sie können. Nicht alle Tiere können weinen, weil sie das in ihrer natürlichen Umgebung nicht müssen, nur wenn sie Menschen treffen, ist ihnen nach Heulen zumute. Wölfe im Mondschein wissen um das Leid, das sich die Menschen selber bereiten und dabei lachen, als sei alles von dieser bierseligen Leichtigkeit, von diesem selbstbewussten Pilsgeschmack durchdrungen, der so fest macht im Glauben, im Glauben an sich selbst, an die ewige Existenz der Menschen mit ihrer beschissenen Seele, an die sie erst glauben wollen, wenn sie tot sind, die sie längst dem Teufel verkauft haben, für einzwei Getränke und etwas Grillfleisch, für einen lauen Abend und einen mittelmäßigen Liebesakt. Für ein immergleiches Fernsehprogramm und für 110 PS unter der Blechhaube in Metallic. Das alles und noch viel mehr. Die Tiere halten ihre Seelen fest, sie geben sie nicht her. Woran sollen sie glauben? An ihre Sterblichkeit vielleicht.
Alles dreht sich.
                               Dazu hören: Candy Dulfer-Two Miles