Morgendepression

Sprechende Waschbecken im Baumarkt?
Besonders morgens fühle ich mich einsam, wenn ich nach  kalter Nacht mein Gesicht für einen kalten Tag zurecht machen will. Es ist still in der Wohnung, nicht einmal die Kaffeemaschine gibt mehr als ein Röcheln von sich. Vielleicht ist auch sie am Ende.
Mein Waschbecken ist mir treu.
Fast fröhlich könnte ich dieses "Gurgelgluck!" nennen, das mir aus dem Ablaufstutzen entgegen klingt.
Trotzdem macht es mich depressiv. Andere Menschen hören aus dem Schlafzimmer "Nimm gefälligst deine Schweißsocken mit in die Wäschekiste!" und wissen sofort, dass ein liebender Mensch in der Nähe ist. Wer hat je von einem liebenden Waschbecken gehört? Erzählte jemand davon, hielte man ihn für verrückt, wenigstens für überspannt.
Wenn ich das morgendliche "Gurgelgluck!" höre, bin ich froh, denn ich weiß, dass diese Schüssel mir treu bleibt, solange sie an der Wand hängt. Ich schäme mich  dann, dass ich sie eben noch angespuckt habe.
Ich drücke meine Hände auf die bleichen Seiten, die so glatt sind und auch so kühl. Aber wahre Freundschaft ist eben nicht rubbelig und heiß.