Kunst geht über Tierschutz


Kunst geht häufig über Tierschutz, so wie manche Menschen über Leichen gehen. In beiden Fällen nimmt die eine Partei die Bedürfnisse der anderen nicht wirklich wahr; Kunst und Menschen gehen also nicht nur über etwas, sondern auch über etwas hinweg, und zwar über die Bedürfnisse der Unterlegenen oder der unter ihnen Liegenden, was auf dasselbe hinaus kommt. Hin und weg waren sicher die Betrachter dieser ungewöhnlichen Erscheinung beim Rosenmontagsumzug in Düsseldorf, als der Prinz mit einer dressierten Ziege, die er eindeutig nicht nach ihren Wünschen befragt hatte, auftrat. Er hatte sich natürlich ein paar Erklärungen zu Recht gelegt, falls doch jemand sein Erscheinen und den Umgang mit der Ziege kritisieren sollte. Ist doch schön für die Ziege, mal im Rampenlicht zu stehen, hätte er gesagt, und weil mir wirklich was an den Bedürfnissen des Tieres liegt, habe ich ihr auch eine Sonnenbrille aufgesetzt, um ihre Augen zu schützen, und damit deutlich wird, dass ich mich mit ihr solidarisch fühle, habe ich auch eine Brille aufgesetzt. Dann kann ich später auch immer noch behaupten, dass ich das gar nicht war, der da ein Tier gequält hat, sondern mein Cousin und der soll jetzt die Fahrerlaubnis entzogen bekommen, ich doch nicht, ich bin schließlich ein Prinz, zumindest für ein paar Wochen. Und in der Zeit kann ich machen, was ich will. Zumindest wenn es um Kunst geht. Ich werde mir auch noch ein schönes Kunstwerk mit einem Funkenmariechen ausdenken.