Fotos ohne Inhalt

Was fasziniert uns daran, Bilder zu schießen, auf denen fast nichts zu sehen ist?
Vielleicht nur der Teil eines Balkongeländers, ein paar Baumspitzen am Bildrand und dann die diffuse Leuchtkugel, die wir Sonne nennen, und die sich vor einer Stunde aus den Wiesen erhoben hat, um den Tag mal wieder zu bescheinen.
Was bitteschön könnte die Bildaussage sein?
Und immer wieder geht die Sonne auf? Schlagerweisheiten als Foto?
The sun ain't gonna shine anymore? Langhaarigenromantik aus dem Photoshop für Menschen, die sich das nicht vorstellen können? Die Sonne will nicht mehr scheinen?
Wer's glaubt! Die Sonne zu personifizieren, das ist doch den schlichten Völkern und den braunverbrannten Hautgeschädigten vorbehalten.
Und wenn sie nicht mehr scheinen will, dann steht der Mond parat, der wartet ja nur darauf, ähnliche Anerkennung zu bekommen. Und da sind wir auch schon beim Thema: Wer Fotos schießt, auf denen kaum was zu sehen ist, damit die Menschen ans Nachdenken kommen, der will durch nur Aufmerksamkeit, der will doch nur Anerkennung, der will doch nur dieses: "Ja, toll, schönes Foto! Ist das euer Balkongeländer? Ja, fein, schön, sieht solide aus, ist das neu? Ach, ja? So teuer. Na, trifft ja keinen Armen!" hören.
Widerlich.
Digitalfotografie ist widerlich.
Hier kann jeder losknipsen und hat noch nicht mal das Risiko, dass er wertvolles Material verschwendet!
Wenn ich die Sonne wäre, würde ich mal ein paar Tage mit dem Scheinen aufhören. Nur mal so als Test.