Etappe 13: Im Lande Tulpan

Stell dir vor, du lebst im Lande Tulpan, wo sich die dunklen Lande zusammengetan haben, dass kein großes Wasser zwischen ihnen ist, und wo das Leben gespeist wird aus riesigen unterirdischen Behältern, in denen  die lebenswichtige Flüssigkeit still steht und sich ihrer Bedeutung nicht bewusst ist.
Im Lande Tulpan aber ist es trocken, die Bewohner sind trocken, sodass immer drei sich zusammenfinden müssen, damit sie für Nachkommenschaft sorgen können. Unter Schmerzen zeugen sie diese, und sie verbrennen fast an der Reibung, die keine Flüssigkeit kühlt. Und wiederum drei andere, die sich zusammengetan haben, schließen sich zu einem doppelten Dreibund zusammen, aus dem schließlich und unter großen Anstrengungen, weil das Feuchte fehlt, das ihre Bewegungen schmiert, ein neues Leben entsteht.
Die Alten aber erzählen ihre Geschichten, in denen es große Wasser gegeben hat, die die Ländern voneinander trennte, in denen es um Macht und Sieg und Herrschaft ging.
Als noch alles wie geschmiert verlief, wo die Tränen flossen und die Körpersäfte sich vereinten und eine neue Flüssigkeit bildeten, die angereichert war mit glückselig machenden Substanzen, wo die Menschen lieben konnten, wo sie hassen konnten, wo sie Leben schenkten und Leben nahmen, denn das ist der Preis, die Angst und die Hoffnung, die Liebe und der Tod, um im Dasein einen Sinn zu entdecken; der aber blieb trotz allem verborgen. Die Menschen klammerten sich an die Hoffnung, ihn irgendwo zu entdecken.
Eines Tages hatten die Menschen genug von ihrem Leben und wollte Sicherheit und Frieden und Einssein.
Sie vereinigten die Kontinente und die Völker, und sie erzählten sich vom Guten König auf dem goldenen Thron; beide hatte niemand je gesehen.
Es verschwanden der Hass und mit ihm die Liebe, es verschwand die Gier nach Macht und Sieg und Herrschaft; es kehrte die Sicherheit ein und die Langeweile und die Gewissheit, dass es keinen Sinn des Lebens gibt. Denn das ist der Preis.
Die dunklen Lande blieben eins und dunkel und das Wasser stand still im Unten.
Das Leben wartete.
Und so bleiben die dunklen Lande eins, bis die Alten aufhören werden, ihre Geschichten zu erzählen.

Wer aber noch Wasser hat, der trinke, wer noch lieben kann, der liebe, und wer hassen kann, tue das, denn es ist nur die Umkehr der Liebe. Nur das Wasser kann man nicht umkehren.