Daheim, nicht unterwegs: Etappe 5 - Bernhard Grzimek

Eben als ich einer Topfblume die Blüten abschnitt, wurde ich müde und ich dachte liebevoll daran, wie uns damals Bernhard Grzimek müde gemacht hat, wenn er im Schwarzweißfernsehen an einem Tisch saß und einem Geparden den Kopf kraulte. Der Gepard schnurrte, wohl weil er ein guter Freund des Mannes war, oder weil man ihm ein paar Wacholder zur Beruhigung verabreicht hatte. So machte man es mit einem lediglich halben Wacholder bei uns Dorfkindern, wenn uns übel vor der Mathearbeit war, die in der Stadt auf der Oberschule geschrieben wurde.
Müde waren wir manchmal, wenn wir abends vorher Bernhard Grzimek gesehen hatten; müde waren wir aber auch schon nach zehn Minuten, denn der Tier- und besondere Gepardenfreund sprach in einem Modus, der direkt in die Tiefenentspannung führte. Seine beruhigende Art ließ uns ebenfalls Tierfreunde werden, sodass wir das gleichnamige Heft in der Schule für 30 Pfennige abonnierten und aufhörten auf Nacktschnecken mit Pfeilen aus alten Regenschirmen zu schießen.
Selbst Gäste bei Bernhard Grzimek wurden ruhig und freundlich, obwohl die Tiere im Studio nicht immer machten, was sie sollten. Es war einem Schimpansen nicht beizubringen, dass man der Frau eines Tarzandarstellers niemals die Perücke vom Kopf reißt, sodass diese aussah, als habe ein Mähdrescher auf ihr gewendet. Diese Mähtapher erscheint mir in diesem Moment, wo ich sie schreibe, etwas übertrieben, denn sicher hatten die Tarzans in einem Hotel übernachtet, in das sich ein Mähdrescher wohl kaum verirrt.
Bernhard Grzimek sprach bei solchen Gelegenheiten einfach in seiner beharrlich ruhigen Art weiter und schläferte uns ein, was eigentlich, wenn man entsprechende Medikamente verabreicht hätte, verboten gewesen wäre. Sogar der Tarzandarsteller lachte, denn im Film war der Schimpanse ja der beste Freund von Tarzan, seine Frau hieß allerdings nicht Martha oder Elizabeth, sondern schlicht Jane, und sie trug keine Perücke, denn mit der hätte sie mit Tarzan nicht im Urwaldfluss baden können.
Irgendwann waren wir eingenickt und wachten auf, weil eine kurze Gesprächspause aufgetreten war, die uns lauter erschien, als das Reden des Bernhard Grzimek.
Wir schleppten uns ins Bett und träumte davon, wie wir sanft den Kopf eines Geparden kraulten.