Daheim, nicht unterwegs: Etappe 3 - Wenn alles so einfach wäre


Wenn alles so einfach wäre, bräuchte ich keinen Handwerker. Die Haustür braucht einen neuen Stoßgriff, der alte war abgefallen.
Der Mann, der Fachmann, der Mann vom Fach aber flucht, weil das Gewinde ausgejackelt ist, weil das Blech zu dünne ist, weil die Schraube oben zwar hält, die unten aber nicht, da müsste man heiß kleben, aber den Kleber habe er nicht mit, die Schraube sei locker, und ich denke: Wo ist eine Schraube locker? Böses Bemerkungen fallen mir ein, aber ich will niemanden vergraulen, der deutsche Handwerker ist da, der Fachmann, hat lange gedauert und es soll nicht länger dauern. Das bezahlt mir doch keiner, da muss ich ja erst wieder nach Hause. Döpking!, spricht er erzürnt und meint den Dachdecker, der ihm den Auftrag besorgt hat, den eigentlich zu kleinen für einen deutschen Handwerker, für einen Fachmann, der jetzt noch Geld drauf legen muss, ich vermute mein Geld drauf legen muss, und nichts verdient. Wenn er das gewusst hätte, Döppking ist schuld, der hat ihn hierhin bestellt, das hätte er vorher wissen müssen.
Wenn er das gewusst hätte!
Wäre er wohl kein Handwerker geworden, denke ich.
Ich frage mich: Wenn alles nur einfach wäre, wozu bräuchte ich einen Handwerker?
Und: Wozu sind denn Handwerker da?
Eben mal was bestellen, anschrauben und abkassieren? Hauptsache nicht Probleme lösen.
Ich hatte mich schon an die Tür ohne Stoßgriff gewöhnt.