Daheim, nicht unterwegs: Etappe 8 - Wenn ich tot wäre

Wenn ich tot wäre, dachte Ben, der Atheist, könnte ich endlich mal ausschlafen.
Aber, dachte Ben, und er bemerkte richtig, dass es immer ein Aber gab, aber wenn ich tot wäre, müsste ich auch liegenbleiben, wenn ich ausgeschlafen hätte, und vielleicht, nein, wahrscheinlich wüsste ich gar nicht, dass ich ausgeschlafen hätte, weil ich ja tot wäre.
Ben entschied, dass es nicht erstrebenswert sei, tot zu sein.
Schade, dass er kein Christ oder Moslem oder Jude war. Dann könnte es ja nach dem Tod weitergehen. Vielleicht durften die ja in ihren Paradiesen ausschlafen, denn was war paradiesischer als auszuschlafen, wenn man eigentlich aufstehen musste? Obwohl, und Ben bemerkte folgerichtig, es gibt immer ein Obwohl, obwohl, dachte Ben, vielleicht hatten die im Paradies ja gar keinen Grund mehr aufzustehen, weil ja alles so superparadiesisch war? So alleswievonselbst? An Milch und Honig gedacht, schon war das Glas voll!
Ben mochte keine Milch mit Honig.
Milch und Honig, das war wie Molch mit Honig, oder besser, Molch mit Senf. Igitt.
Ben stellte fest, dass es nicht einfach war, Atheist zu sein. So perspektivelos, so düster, ohne Aussicht auf irgendwas.
Liegenbleiben, liegenbleiben. Der Preis dafür hieß: Totsein.
Vielleicht sollte er Agnostiker werden, dachte Ben, da könnte man sich ein Türchen offen halten, wenn es denn doch einen Gott und ein Paradies gäbe.
Denn im Ernstfal, wenn es das alles doch nicht gibt,l wäre er sowieso tot. Agnostiker. Das hörte sich doch gut an.
Da musste man nicht so viel erklären, weil die Leute das Wort nicht kannten.
Diagnostiker, hahaha, lachte Ben, das war der Hausarzt und da fragte doch auch keiner, ob die Diagnose stimmte.
Jetzt aber mal raus aus den Federn!
Gestorben werden konnte immer noch. Musste ja nicht gerade heute sein.