Wahrnehmungspsychologie: Wo hingucken?

Vladimir Kanniksky - Freiheitsstatur (2011)
Frauen, das weiß man mittlerweile zu genau, sind multitaskingfähig. Auch wenn Männer das mit dem Wort mutti-taskingfähig persiflieren wollen, hat sich erwiesen, dass Frauen zwei Dinge und mehr zu gleich Zeit machen können, etwa Stricken und Fernsehgucken.
Wenn Frauen Bilder mit Frauen betrachten, geht ihr Blick immer in zwei Richtungen: Einerseits wir der Untergrund abgesucht, um festzustellen, ob sich dort eine Maus oder ein ähnlich kleines Tier befindet, andererseits prüft sie die Frisur der dargestellten Konkurrentin auf dem Gattenwahlmarkt und stellt sich die Frage: Mag er das?
Manchmal bleibt sie an einer besonders hässlichen Variante hängen und übersieht, dass am Boden ein Kleinsäuger sein Unwesen treibt. Akute Gefahr wird überlagert von Eitelkeit und Geschmacklosigkeit. Neben der Frisur wird, falls vorhanden, auch die Sonnebrille kritisch überprüft und meisten mit einem "Ihhhbäh" oder einem "Das ist ja eine Schweißerbrille" kommentiert und abgetan.
Der Mann blickt gar nicht erst so weit, er bleibt in der Mitte hängen und sucht nach Lohnenswertem. Was interessiert ihn die Frisur, wenn es nachts dunkel ist. Und Mäuse sind sowieso out of bounds bzw. ein no-go für die männliche Wahrnehmung.
Nachdem der Mann den Mittelteil der Dargestellten betrachtet hat, kommt er zu der Erkenntnis: Die ist doch gar nicht ganz da.
Damit wendet er sich einer anderen Dame zu. So schnell geht das.
Die Frau denkt noch über Frisur und Maus und Brille nach; der Mann ist schon weg. Er kann immer nur eine Sache: Hier sein oder da sein.