Der Gruß in der Bergwelt


Faszinierende Bergwelt voller skurriler Gestalten
Es gehört zum guten Ton eines Wanderers aus dem Norden, wenn er in der in- und ausländischen Bergwelt seine Touren macht, dem entgegenkommenden, vielleicht einheimischen Wanderer, seinen Gruß zu entbieten, womit er das Gastrecht des Fremden umsetzt und Respekt dem Gastgeber zollt, auch wenn dieser wenig mit der Beherbergung zu tun hat.
Der Bergweltler entgegnet meistens, denn er will nicht unhöflich wirken, auch wenn er die "Falchlandtiroler" insgeheim verachtet, er grüßt, weil die gute Geschäfte versprechen und selbst kitschigen Ramsch aus der Herrgottsschnitzerei entlohnen und nach Hause abschleppen.
Nicht immer ist beim Entrichten des Grußes zu erkennen, um welchen Landsmann es sich handelt. Der Nordmann will sich jedenfalls nicht anbiedern und verzichtet auf landestypische Floskeln. Er sagt ein deutliches "Guten Tag".
Was das Gegenüber dann durch die Zähne presst, ist oft nicht zu analysieren, und es fällt schwer, den Menschen einer Region zuzuordnen, was wiederum den Inhalt seines Grußes entschlüsseln ließe.
Oft handelt es sich um ein Psssssptttttt, wobei besonders das s und das t diskriminiert werden können, ob es sich in der Anlautung der beiden Silben wahrhaftig um ein P handelt, ist nicht zu beweisen, sodass der Inhalt des Grußes ganz unterschiedlicher Qualität sein kann.
Ein derart dauerhaft in der Zeit seines Urlaubs verunsicherter Nordmensch beginnt dann, einen eher gestammelten Grunzlaut als Gruß zu entbieten, der aus jeder Gegend Europas und auch des Balkans und Vorderen Orients stammen könnte: Mmmmmmnooooo! 
Vielleicht ist das ein archetypischer Laut, der in jedem Hörer stammesgeschichtliche Erinnerungen abruft, an die gemeinsame Feuerstelle der Vorfahren oder ein gemeinsam gejagtes und verzehrtes Mammut.
Mmmmmmnnnooooo! Der Italiener versteht da ein Bon giorno!, der Österreicher ein Fürt eich, joooo! und den Schweizer interessiert das ohnehin nicht, weil er sich lieber aus internationalen Verflechtungen heraushalten will.
Während der Mittel- und Nordeuropäer noch über den Charakter der Botschaft, gerade wegen des etwas burschikosen Herausbellens des Pssssspttttttt!, nachdenkt, ist der andere bereits von dannen geschritten, laut vor sich hin erzählend, als spräche er zu den Bäumen des Waldes oder den Murmeltieren, die keck die Köpfe emporrecken.
Vielleicht war alles auch gar kein Gruß.
Vielleicht eine Warnung vor dem Abgrund in 50 Metern oder eine schlichte Beleidigung.
Es reicht nicht immer guten Willens zu sein. Manchmal empfiehlt es sich einfach, zu Hause zu bleiben.