Gedanken zum Jahresende

Ich liege zu einem Mittagsschläfchen unter Federn und denke: Was macht wohl Peter Eldrigde im Augenblick? Vielleicht lebt er in Australien und steht gerade Kopf, oder liegt mit dem Rücken zu mir und die Welt liegt zwischen uns.
Es ist doch faszinierend zu denken, dass zig Milliarden Menschen in diesem Augenblick vielleicht etwas ganz anderes machen als ein Mittagsschläfchen. Peter Eldrigde. Ich weiß nicht einmal, wie ich auf den komme. Peter ist ein bekannter Sänger, den kaum jemand kennt. Das ist absurd. Ein mir bekannter Sänger. Nicht gerade stadt- oder weltbekannt. Ich habe ihn noch nie persönlich getroffen, ich habe ihn noch nie singen gesehen, nur gehört habe ich ihn, von einer gebrannten CD, die mir ein Freund geschenkt hat. Hör mal rein, hat der damals gesagt, ist klasse. Meistens höre ich gebrannte CDs ohne Playlist von Künstlern, die ich nicht kenne, nie an. Bei Peter Eldrigde habe ich eine Ausnahme gemacht. Ok. Der singt gut, aber ich habe mir kein Stück eingeprägt. Das heißt: Er singt vielleicht viel zu gut.
Letztendlich könnte es mir egal sein, was Peter Eldrigde genau in diesem Augenblick macht, aber das ist ja auch Ausdruck der Gedankenlosigkeit unserer Zeit, der mangelnden Empathie. Vielleicht geht es ihm gerade nicht gut oder er ist stockbesoffen und schwankt nach Hause, vielleicht ist ihm auch schon schlecht und er beugt sich über den Bordstein, es war wohl ein Whisky zu viel, und nur, weil ihn Tilda verlassen hat, Tilda ist arrogant, erst fliegen solche Frauen auf gute Sänger, dann stellen sie fest, dass den kaum einer kennt und schon servieren sie ihn ab für einen krossbraunen Minigolfspieler, der das Vereinsturnier gewonnen hat, nur um den gegen einen bleich-verklärten Großgolfspieler, wenn es die überhaupt gibt,  einzutauschen.
Da kann einem schon schlecht werden.
Vielleicht macht Peter Eldrigde gerade was ganz ganz anderes. Vielleicht schläft er gerade, denn wenn es hier hell ist, ist es in Australien dunkel. Möglicherweise ist Peter Eldrigde aber gar nicht in Australien, sondern an einem geheimen Ort, sodass er keinem auffällt, aber auch keinem fehlt, weil ihn kaum einer kennt und nur einige Wenige gebrannte CDs von ihm haben. Das wäre schlimm. Aber so ist das Leben. Das war 2011 schon. Und bald kommt 2012. Vielleicht lebt Peter Eldrigde doch an der Datumsgrenze und er kann Silvester zweimal feiern. Nur - ob er das will? Also, ich nicht.