Rotmützen irren umher

Menschen irren umher, sie wissen nicht wohin, keiner nimmt sie wahr, obwohl sie auffällig sind, sie werden ignoriert, jeder starrt an den Boden, in den Himmel, durch Fenster in Wohnungen oder ins Portemonnaie, um das restlich Weihnachtsgeld zu überprüfen. Niemand sagt ein Hallo!, niemand ein Guten Tag!, die Umherirrenden machen Angst oder halten den Spiegel vor und werfen die Mitmenschen zurück auf ihre erbärmliche Existenz, die es nicht zulässt, ein Hallo zu sagen oder den Blick vom Portemonnaie abzuwenden.
Seltsam muten sie an, die umherirrenden Menschen, sie haben Plateusohlen wie Treckerprofile und große Hände, als würden sie Säcke tragen, die mit Geschenken voll sind und ihren Inhalt in deutsche Wohnstuben kippen, um die gierigen und unersättlichen Kinder zu überhäufen.
Das Schlimmste: Sie tragen rote Mützen und bemühen sich, einen friedlichen und sanften Gesichtsausdruck zu stabilisieren, im Inneren kocht der Zorn aber eine giftige Suppe, die das Fest der Liebe verätzen könnte. Aus Gram über die Ignoranz und aus Wut über die Arroganz der Mitmenschen lassen sich die Irrenden Bärte wachsen, weiße Bärte und jagen hinter Rentieren her, damit sie die Schlitten mit den Geschenkesäcken nicht selber tragen müssen. Auch wenn die Rentiere, wie das Wort schon zeigt, der Rechtschreibung nicht wirklich mächtig sind, so können sie trotz falscher Schreibung eins: Rennen.
Da bleibt es für die Rotmützen bei einem jämmerlichen Trauerspiel, das erst in 14 Tagen und spätestens gegen Ostern enden wird.
Erbarmen!