Ich bin ein Hund, na und?

'Ich will doch nur spielen', sagte mancher Mensch zu Barnie, wenn dieser verängstigt Schutz bei seinem Herrchen suchte. 'Ich tu nichts' oder sogar 'Ich beiße nicht' bekam Barnie aus Menschenmund zu hören, wenn jemand einfach noch nicht akzeptieren konnte, dass Barnie gar nicht gestreichelt werden wollte. Ein Hund, der nicht getätschelt und hinter den Ohren gekrault werden wollte, passte nicht in das Weltbild der Zweibeiner, die offenbar ständig darauf aus waren, Abhängigkeiten ins Leben zu rufen und sich beliebt zu machen. Barnie galt als gestört, verängstigt, vielleicht mit bösen Erfahrungen ausgestattet - Kinder, die ihn gequält oder Vorgängerfrauchen, die ihn an der Autobahn ausgesetzt hatten, dabei hatte Barnie nichts dergleichen erlebt und wollte einfach nur seine Ruhe. Meistens fuhr er gut mit seiner Masche. Irgendwann hörten die Menschen auf. Barnie war erstaunt, als er eines Tages doch den starken Wunsch verspürte, angefasst zu werden. Es waren die Gummihandschuhe, die ihm bei der Putzfrau seines Herrchens auffielen und plötzlich nie gekannte Gefühle bei ihm auslösten. Barnie wünschte sich nichts mehr, als dass Miranda ihn mit ihren Gummihandschuhen kraulen und herzen würde, am besten am ganzen Hundekörper, Barnie wusste, dass er sich diesen Gummihandschuhen bedingungslos hingeben würde. 'Er mag dich', rief Barnies Herrchen, wenn Barnie Miranda Zimmer für Zimmer verfolgte und von einem ungestörten Platz aus ihren Tätigkeiten zusah. 'Ja, aber nur so lange ich ihn nicht anfasse', rief Miranda zurück. Barnie jaulte auf. Nein, er würde nicht nach Katzenart um Mirandas Beine streifen. Barnie bedauerte, dass er nicht nach Menschenart seinen Kummer ab und an ertränken konnte. Barnie war der erste Hund, bei dem die Störung nicht auf die bösen Erfahrungen folgte, sondern umgekehrt.