Selbstgespräche verlaufen nicht immer optimal

An einem Samstagabend bemerkte Gunther plötzlich sein Problem. Es fiel ihm schwer, sich einzugestehen, dass er ein Problem hatte. Bei anderen Menschen war ihm aufgefallen, dass sie immer mehr Probleme hatten, je öfter sie darüber nachdachten. Und dass die Probleme immer größer und schwerer zu bewältigen wurden, je intensiver und länger sie darüber nachdachten. Schon nach der Trennung von Silvia hatte Gunther deshalb beschlossen, nicht mehr über Probleme nachzudenken. Eigentlich schon vor der Trennung, wenn er ehrlich war. Und wenn er nur ein bisschen mehr darüber nachdachte, dann erinnerte Gunther sich daran, dass Silvia seine fehlende Bereitschaft über Probleme nachzudenken geschweige denn über sie zu reden als Trennungsgrund genannt hatte. Aber Gunther wollte nicht darüber nachdenken und die Sache mit Silvia war auch gar kein Problem mehr. So lange er nicht darüber nachdachte.

Doch jetzt musste er sich nach langer Zeit mal wieder ein Problem eingestehen. Seit Silvia weg war, führte er Selbstgespräche, denn er hatte Angst, sein Wortschatz könnte sich verkleinern und die Aussprache darunter leiden, dass er keine Gespräche mehr führte. Nicht die Selbstgespräche waren das Problem, sondern die Erkenntnis, dass Gunther ein schlechter Zuhörer war. Auch das hatte Silvia ihm häufig vorgeworfen, er erinnerte sich daran, auch wenn er das gar nicht wollte. Jetzt fiel es ihm selbst auf: Er konnte einfach nicht zuhören, kaum war etwas gesagt, hatte er schon wieder vergessen, was er gesagt hatte. Immer häufiger passierte es ihm mitten im Selbstgespräch, dass er sich eine falsche Antwort gab, eine unpassende oder einfach gar keine und jedes Mal entstand ein peinliches Schweigen. Nein, es ließ sich nicht mehr verbergen, dass die Kommunikation gestört war. An diesem Samstagabend dachte Gunther über Trennung nach, doch er wusste nicht, von wem.