Fasten für Männer: In die Röhre gucken

Männer haben den Blick fürs Große, fürs Ganze, fürs Weite. Dabei geht ihnen der Sinn für die Details verloren, in denen ja manchmal sogar der Teufel stecken soll. Die Bartstoppeln aus dem ausgeklopften Scherkopf im Waschbecken, das nicht in die Spülmaschine eingeräumte Glas, die offene Schublade oder der Brief vom Schornsteinfeger auf der Anrichte, das sind die großen Dinge der kleinen Welt, der sich die Frau gerne widmet und manchmal ungehalten wird, wenn diese in Unordnung geraten ist.
Ein Mann, der die Fastenzeit für eine Erweiterung des Horizonts, eigentlich eine punktuelle Verkleinerung, nutzen will, wählt diese schöne Übung: Er setzt sich vor eine Betonröhre in der Nachbarschaft und fokussiert seinen Blick in dieser, fasst das Weite, das Große, das Ferne, das Ganze zusammen und legt es symbolisch in die Röhre. Er nimmt eine Inwertsetzung des Unwichtigen vor, das in der Kleinen Welt sehr wohl wichtig ist. Er sitzt, bis Ruhe einkehrt, bis er sich nicht mehr leiten lässt von der Dynamik der Großen Welt, sondern in Demut und Liebe den kleinen Dingen begegnen kann.