Pippo lag da, als wollte er die Welt umarmen |
Günter hatte sich im Griff. Er knirschte unhörbar mit den Zähnen, seine Faust ballte sich, in der er Karel jetzt zerdrückt hätte, die aber noch lieber Mädi ins Gesicht geschleudert hätte, damit ihr Leiden endlich einen Grund gehabt hätte.
Aber Günter beherrschte sich. Nachher würde er in eine Einweg-Einliterflasche pissen und würde Mädis Blumen damit gießen. Da könnte sie mit ihrem grünen Finger machen, was sie wollte. Sie hatte keinen grünen Finger. Die Blumen würden eingehen, Mädi würde jammern und er, Günter, sein nachdenkliches Hm raunen, um eine Art Betroffenheit zu zeigen, und sich freuen, wenn er allein war.
Karel, du Pferdeflüsterer! zischte Günter, was macht deine Stute?
Günter spielte darauf an, dass Karel keine Frau hatte. Alle waren sie ihm weggelaufen, weil sie die Nase voll hatten vom Beschwichtigen und vom Ball flach Halten. Viele waren es auch gar nicht gewesen, vielleicht nur eine, die länger als ein halbes Jahr bei ihm geblieben war.
Pippo! Bring Onkel Karel zu Tür!
Ich hol noch schnell Zigaretten, rief Günter Mädi zu. Dann fiel ihm ein, dass er gar nicht rauchte.
Pippo war vom Balkon gesprungen. Eine alte Gewohnheit, als die Familie noch in einem Mehrfamilienhaus im Erdgeschoss gewohnt hatte. In einer Wohnung im vierten Stock eines Wohnsilos war es ungeschickt vom Balkon zu springen
Weg hier, dachte Günter. Mädi schrie wie am Spieß: Pippo! Was ist passiert?
Karel beruhigte Mädi: Ganz ruhig, da wird schon nichts passiert sein. Kinder haben noch ganz weiche Knochen, die brechen sich nichts.
Günter rief den Notarzt und ging Zigaretten holen. Pippo war in einen Rosenbusch gefallen. Er lag auf dem Bauch, die Arme ausgebreitet, als wolle er die ganze Welt umarmen.
Wie ruhig alles ist, dachte er. Pippo roch den Duft frisch gemähten Rasens und den Hauch von gelben Rosen. Alles in Ordnung, dachte Pippo, der Rasen ist gemäht. Alles ist, wie es sein sollte. Aber sonst, die Gegend hier, tote Hose.
Dann wurde es schwarz vor seinen Augen.