Unterwegs mit Ermittler Harry Höle: Beate

Harry hat die Haare lang






Beate seufzte. Ihr Kollege und Vorgesetzter, Kommissar Harry Höle, hatte sie gelobt. Das kam nicht oft vor, aber inzwischen konnte sie die zwei Wörter, die ein Lob bedeuteten, zweifelsfrei identifizieren. Das hatte ungefähr  drei Jahre gedauert. Obwohl Beate sich eigentlich mit wortkargen, skandinavischen Männern auskannte, denn schließlich war sie umgeben von ihnen. Sie selbst war schließlich auch Skandinavierin und in Oslo gab es nicht viele andere Männer. Aber Harry Hole war ein besonders wortkarges Exemplar, vor allem, wenn es ums Loben ging.  Sie selbst brauchte schon ein paar mehr Worte, um sich verständlich zu machen und um sich Gehör zu verschaffen. Da hatte Harry es leichter, groß und kurzgeschoren wie er war. „Weiter so“ – Beate sollte sich freuen, sie hatte offenbar etwas gut gemacht und das sollte sie fortsetzen, bis nächsten Montag oder bis zum Jahresende oder bis in die Unendlichkeit. Das wollte sie wohl auch gerne. Beate wusste, dass „Weiter so“ vor allem bedeutete, dass sie etwas so gemacht hatte, wie Harry es gemacht hätte. Sie überlegte, ob es sie stören sollte. Ob sie es mit der Gleichstellungsbeauftragten der Osloer Polizeibehörde besprechen sollte. Ob sie sich freuen sollte. Ob sie es zynisch (Harry würde es zickig nennen) kommentieren und einen handfesten Streit mit Harry Hole in Kauf nehmen sollte. Sie wusste es nicht und je länger der Schnee vor ihrem Bürofenster durch einen kräftigen Nordwind verwirbelt wurde, desto gleichgültiger war ihr der Gedanke. Harry war Harry und sie war sie. Oder etwa nicht? In Beates Kopf wirbelten nun auch die Gedanken und sie beschloss, wo sie schon einmal dabei war, ganz nach Harrys Gewohnheit, dieses Wirbeln mit einer Flasche Jim Bean fortzusetzen. Weiter so, Beate.