Im Steinteller entdeckt: Norwegerpullover

Ich betrachtete wieder einmal den Steinteller, den ich eigentlich zu Weihnachten hatte verschenken wollen, und entdeckte plötzlich meinen alten Freund Lasse in seinem neuen Norwegerpullover und seinem adretten Schiffchen, das er auf dem schon lichtgewordenen Schädel trug.
In Anbetracht des Alters des Steintellers dachte ich: Wie lange mag das jetzt her sein, dass Lasse den Norwegerpullover neu bekam? Und das Schiffchen? War er damals bei der Norwegischen Bundeswehr? Oder beim Technischen Hilfswerk, damit er gar nicht erst zur Bundeswehr eingezogen werden konnte?
War Lasse ein Wehrdienstverweigerer, ohne sich die Mühe gemacht zu haben, einen Text für den Untersuchungsausschuss zu verfassen, sondern indem man einfach zur Feuerwehr, oder in seinem Falle, zum Technischen Hilfswerk ging? Mir war der Norwegerpulli damals schon zu fleckig, und die Elche mit ihren großen Geweihen gefielen mir nicht. Was musste eine arme alte Frau daran stricken, ein Muster hinzubekommen, das niemand, vor allem ich nicht, mochte? Ich konnte mich nicht erinnern, dass Lasse jemals gesagt hatte, dass der Norwegerpullover ihm gefiele, geschweige denn die eingestrickten Elche. Vielleicht durfte er bei der Norwegischen Bundeswehr den Pullover gar nicht tragen? Möglicherweise war er aber beim Technischen Hilfswerk, die im Gegensatz zur Bundeswehr ständig irgendetwas montierte oder demontierte, was den neuen Norwegerpullover aber schnell hätte schmuddelig werden lassen, weil ich von Lasse wusste, dass er sich gern die Finger an seinem Pullover  abrieb, wenn sie dreckig waren.
Schön, dass ich den Steinteller doch nicht verschenkt habe, denn er ruft manche schöne oder interessante Erinnerung hervor, auch wenn die Ereignisse schon lange, lange zurückliegen.