Heinrich Bumm: Nebel 9

Mal wieder richtig lange liegenbleiben und ausruhen, das wäre mal was, so zwei Tage oder länger, verlängertes Wochenende und nichts mehr wissen von dieser unheiligen Welt, dieser widerlichen Arbeit,  dieser trostlosen Beziehung. Trostlos, wie wahr. Wer spendet dir denn Trost, wer kümmert sich um dich? Niemand.
Vieleicht Mutter mit ihrem sorgenvollen Blick, mit ihren manchmal vorwurfsvollen, kurzsichtigen Augen. Sie meint es ja gut, aber Trost, nein,  vielleicht Mitleid. Mitleid, Mitleid, das zieht doch tiefer in den Sumpf.
Zu Hause bleiben und liegen  bleiben, krank sein ohne krank zu sein, die anderen mal sehen lassen, mal arbeiten lassen, mit was er sich herumschlagen musste. Eine Auszeit nehmen, das war Heilung. Zu Hause bleiben, ohne krank zu sein. Das Wissen, Geld zu bekommen, ohne etwas zu tun. Endlich zu bekommen, was einem zusteht. Er musste schon so viel geben und was hatte er nicht alles getan?
Investiert, weggegeben, verschenkt, seine Gefühle, seine Liebe, wie ein Engel war er herumgegangen, geschwebt, hatte gedrückt, geherzt, liebkost, hatte investiert und investiert. Und es war so wenig zurückgekommen. Ein Engel wäre daran zerbrochen. Man kann nicht immer nur geben und geben. Irgendwann geht das nicht mehr.
Jetzt war Zahltag. Heute. Und morgen auch.
Er drehte sich um, und zog das Kopfkissen über die Ohren, um die hässlichen Geräusche aus dem Garten nicht zu hören. Konnte Etti nicht einmal Ruhe geben, wenn er Ruhe brauchte?