Typberatung: Blöd aussehen

Man kann noch so blöd aussehen, das macht überhaupt nichts, wenn man genügend Leute findet, die auch blöd aussehen. Denn, wie jedes Kind im Kindergarten weiß, die Menge bestimmt, was in ist. Wir Menschen sind nur nicht häßlich, weil wir so viele sind. Eine Schnecke mit einem chicen Haus auf dem Rücken hält uns Zweibeiner wahrscheinlich für Horrorgestalten; der Hund findet uns nur schön und klefft fröhlich, weil wir ihm sein Futter aus der Dose prokeln. In Wirklichkeit bellt er sich innerlich: Blöde Fratze!
Gut beraten ist der, der unter Seinesgleichen bleibt. Der Einbeinige sollte bei den Einbeinigen bleiben, der Einohrige bei den Einohrigen und der Ganzkörperbehaarte bei den Ganzkörperbehaarten oder Affen. Zauselgesichter sind unter Zauselgesichtern kaum noch hässlich, differenziert man die Zauselgesichter, dann ist es sogar möglich, eine Rangliste von etwasschön bis grottenhässlich aufzustellen. Wie schön, wenn man auf den vorderen Plätzen liegt; mit dem Gesicht wäre man in der Katergorie "blondaberblöd" auf Platz 64 von 70 geraten, allerdings nur, weil noch ein paar Oberlippengepiercte mitgemacht haben und auf den letzten Plätzen liegen. Lieber unter den Dummen der Schlauste, als unter den Schlauen der Dümmste, sagt schon der Volksmund.
Besonders engagierte Schönheitsfreaks stellen sich immer in die nächsthässlichere Katergorie: Das Schafsgesicht weilt unter dem Schweinbackengesicht und wird Nummer eins; die Rübennase mischt sich unter Kartoffelnasen und wird schnell den Ruf genießen, einen guten Riecher zu haben. Mit etwas Kreativität kann jede lebendige Scheusslichkeit noch zu einem erfüllten Leben kommen. Also: Schönsein ist gar nicht so schwer. Alles eine Frage der Perspektive.