Erziehung: Gut gemacht, Konstantin!

Früher gab's grimmige Gesichter; Beppo kam nach Hause, hatte nachsitzen müssen, die Wange noch rot von der Hand des Lehrers. Richtig so, bestätigten die Eltern die körperliche Züchtigung des Sohnes, und wenn du nicht aufhörst herumzumaulen, dann setzt es hier auch noch was! Schläge haben noch keinem geschadet. Warum sollst du gerade eine Ausnahme machen?
Selbst wenn der Anlass für den Schlag ins Gesicht ein nichtiger war, entscheidend für die Akzeptanz war doch, dass hier ein Gymnasialer sein Überfordertsein kompensiert hatte. Auch früher waren die Kinder schon so schlimm wie nie, auf jeden Fall schlimmer als noch früher.
Heute ist das anders: Gut gemacht, Konstantin, brüllt es vom Skilift. Der Vater lobt. Konstantin, unbegabter Zögling im Alter von 7-9, ist mit wackligen Knien und ohne Vorlage, mit den Stöcken herumschwenkend und in die Luft stochernd, sturzfrei den Hang hinuntergerasselt, hat fast ein 5jähriges Mädchen weggemäht und wäre beinahe in eine auf der Piste stehende Siebzigjährige gerast. Noch mal gutgegangen! Bravo, Konstantin! Warum klatscht die Menge nicht Beifall? Dass sich Konni noch kurz vor dem Lift versägt hat und in eine Skigruppe rauscht, kann ignoriert werden. Das Betonen der positiven Ansätze erhöht die Wahrscheinlichkeit des Wiederauftretens. Will heißen: Wenn der Knabe genügend gelobt wird für sein Hanghinabfahrspektakel, dann macht er das wahrscheinlich noch einmal, oder sogar zweimal. Das übt doch!
Die Standpauke - Warum fährst du ständig andere Leute um, du Depp! - bleibt aus. Das bringt nichts für den Lernzugewinn.
Wenn Konstantin in der Schule den Lehrer anpöbelt, kann man das loben. Später wird er den Mut entwickeln, Kritik zu üben und sich nicht alles gefallen zu lassen. Er lernt auch, dass er immer Rückhalt bei seinen Eltern hat, falls es mal alleine nicht klappt. Wenn ihm die Eltern wegsterben, müsste er alleine klar kommen. Das wird schwer, wenn seine Kontrahenten ähnlich gestrickt sind. Da heißt es sich durchsetzen. Das ist Nahkampf ohne Supermami oder Hyperpappi. Überlebenskampf im Dschungel der Egoisten, der Zuvielgelobten, der Weichlinge.
Vielleicht empfiehlt sich grundsätzlich die Pflanzen-Pädagogik: Gießen, gießen, gut zureden und fördern; zurechtstutzen, drauftreten, plattmachen; gießen, gießen, gut zureden; plattmachen.... Das macht widerstandfähig, hart für den Garten des Lebens. Da waren die alten Gymnasialen mit dem gelegentlichen Schlag ans Ohr schon auf dem richtigen Weg; allerdings hatten sie es nicht so mit dem Gießen.