Neue Uniformen braucht das Land

Karneval ist schon zu Ende, als Bundesverteidigungsminsiter Jung auf die Idee kommt, die Uniformen der Bundeswehr müssten verschönert werden. Das sehe aus, als marschierten Feldmäuse zur Futterausgabe, oder so ähnlich, lässt er verlauten, im europäischen, und noch schlimmer im weltweiten, Vergleich sei die Bundeswehr farblos. Gerade bei Paraden und anderen Umzügen fielen die Deutschen aus dem Rahmen, oder seien überhaupt nicht als Deutsche zu erkennen, da sie sich problemlos an den Untergrund, meistens hellgrauen Marschasphalt, anpassten. Jedenfalls hätten andere Ländern viel schönere Jacken, Hosen und Mützen, zum Teil mit Lametta und Bömmeln verziert, mit Plaketten und glitzernden Orden. Da könne man nicht umhin, sich über eine Neugestaltung zu unterhalten. Der Finanzminister führt den Kostenfaktor ins Feld, und dass sich die Deutschen schließlich aufgrund ihrer Geschichte nicht zu sehr in den Vordergrund schieben dürften. Wenn schon neue bunte Uniformen, dann müsste die Bundeswehr die bunteste Armee der Welt werden, da dürfe man nicht zurückstehen, so der Bundesminister des Inneren, und nestelt an einem Schräubchen seines fahrbaren Stuhles. Der Wirtschaftsminister sieht nun die Textilindustrie angekurbelt und empfiehlt passende Waffen in den Farben Rot, Grün und Blau, für Frauen in Lila. Einzig der Außenminister zögert, weil er doch schon viel Häßliches gesehen habe auf seinen Ausflügen ins Umland. Man müsse vorsichtig in der Farbgebung sein. Bunteswehr, Bunteswehr!, schreit der Verteidigungsminister und wirft eine Zeichnung, die er während der letzten Plenarsitzung gemacht hat, auf den Stammtisch. Da! So kann das aussehen, jeder bekommt einen andersfarbigen Helm. Da weiß der Feind überhaupt nicht, auf wen er zuerst schießen soll! Euphorie entstellt sein Gesicht, und er fährt fort: Jeder seinen eigenen Helm! Wenn schon jeder sein eigenes Buch im Internet veröffentlichen und auf Abfrage bestellen kann, dann geht das wohl schon lange bei Helmen! Helmets on demand! Nur bei Bestellung kaufen. Bedarfsorientiert. Endlich nicht mehr die alten Schweißtöpfe im Regal! Platz für anderen Krempel.
Eine neue Runde Schnaps wird aufgefahren. Der Wirtschaftsminister rülpst und lacht über den Geruch. Oioioioi!, brummt er jovial und wedelt mit der Hand sein Magengas in Richtung Außenminister. Nicht lange schnacken, Kopp inn Nacken!, versucht der Verteidigungsminister aus Süddeutschland nördliche Gemütlichkeit zu imitieren. Bunteswehr!Ab jetzt Bunteswehr!
Die Runde lacht, Schräuble rollt heim. Der Wirtschaftsminister reißt die Hand hoch und ruft zur Theke: Scheff!Bringst no an Schnops!?
Karneval ist längst vorbei.